Verhaltener Optimismus stellt sich ein

29.01.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Auch Lucent-Wettbewerber Nortel wächst wieder - zumindest im Vergleich zum vorhergehenden dritten Quartal. Den Kanadiern gelang es, im letzten Viertel des vergangenen Jahres den Nettoverlust mit 248 Millionen Dollar oder sechs Cent pro Aktie deutlich zu senken. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte der TK-Ausrüster aufgrund von Restrukturierungskosten und hohen Abschreibungen noch einen Fehlbetrag von 1,83 Milliarden Dollar ausweisen müssen. Auch im aktuellen Berichtszeitraum belasteten Sonderaufwendungen die Bilanz mit 214 Millionen Dollar. Gleichzeitig profitierte Nortel mit 60 Millionen Dollar von dem Rückkauf von Schuldverschreibungen, weitere 26 Millionen Dollar brachte der Verkauf eines Geschäftsbereichs ein. Abzüglich dieser Posten sowie Akquisitionskosten in Höhe von 58

Millionen Dollar hätten die Kanadier nur noch einen Verlust von 62 Millionen Dollar verbucht. Im Vergleichsquartal 2001 hatte das Pro-forma-Defizit noch 506 Millionen Dollar betragen.

Damit hat sich das Unternehmen zumindest in puncto Kostenstruktur weitgehend erholt. Nach eigenen Angaben hat Nortel inzwischen den größten Teil des angekündigten Stellenabbaus abgeschlossen. Für Ende März rechnet der Konzern mit 36000 Beschäftigten - 1000 Mitarbeiter mehr als bislang geplant. Der TK-Ausrüster hat in den vergangenen Jahren rund 65.000 Angestellte entlassen.

Auf der Einkommensseite leidet Nortel nach wie vor unter dem zögerlichen Investitionsverhalten der großen Telefongesellschaften. Der Umsatz sank im vierten Quartal um 27 Prozent von 3,46 Milliarden auf 2,52 Milliarden Dollar. Verglichen mit dem vorangegangenen dritten Quartal gelang es dem TK-Ausrüster immerhin, seine Einnahmen um fast sieben Prozent zu steigern. Für das laufende erste Quartal erwartet Nortel-CEO Frank Dunn einen sequenziellen, aber vorwiegend saisonbedingten Umsatzrückgang. Gleichzeitig bestätigte der Konzernchef seine Prognose, im zweiten Quartal wieder auf Pro-forma-Basis die Gewinnzone zu erreichen.

Agere Systems, ein auf Telekommunikationshalbleiter spezialisiertes Spinoff von Lucent, hält sich mit genauen Aussagen in puncto Geschäftsbelebung lieber zurück. Agere-Chef John Dickson meinte, dass ein positives Pro-forma-Ergebnis im letzten Viertel des Fiskaljahres (Ende: 30. September 20003) „nicht unrealistisch“ sei. Für das Ende Dezember 2002 abgeschlossene erste Fiskalquartal meldete sein Unternehmen ein Nettodefizit von 146 Millionen Dollar, nach einem Verlust von mehr als 234 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz verringerte sich nur leicht von 445 auf 436 Millionen Dollar. Um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, hatte Agere unter anderem seine Sparte für optoelektronische Komponenten verkauft.

Rote Zahlen schreibt nach wie vor auch Glasfaser-Hersteller Corning: Für das vierte Quartal meldet der Konzern trotz rigider Sparmaßnahmen einen Verlust von mehr als 700 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 736 Millionen Dollar. Insgesamt 44 Prozent seiner Belegschaft oder 18 800 Mitarbeiter hatte Corning seit dem Jahr 2000 entlassen, Fabriken mussten unter anderem in Deutschland und Australien schließen.