Vergoldete Strohhalme

10.07.1987

Helga Biesel

Über einen Mangel an schlechten Nachrichten kann sich der Berichterstatter zum Auftakt der Sommerpause nicht beklagen.

"Stagnation" bei den Umsatzerwartungen der SEL, die doch im Vorjahr immerhin noch "über Branchendurchschnitt" bilanzieren konnte, "Flaute auch bei Siemens" unter anderem wegen einer anhaltenden "Halbleiterschwäche", um acht Prozent gestiegene Arbeitslosigkeit in den erfolgsverwöhnten Superbranchen Metall und Elektro sowie "Pleitewelle wieder stärker" - das müßte doch eigentlich genügen, um nach dem Splitter (oder Balken) im eigenen Auge zu suchen.

"Business as usual" mögen die Hartgesottenen abwiegeln. Die Sauergefahrenen tun sich schwerer. Auch wenn das Bundesministerium für Forschung und Technologie die gute Nachricht "Technik schafft Arbeitsplätze" verlautbaren läßt. Das wirkt in diesem Kreis nur als schwacher Trost. Sollten ausgerechnet die Technik-Branchen par excellence - ausgerechnet die ganz Großen unter den Herstellern und Propagandisten innovativer Technichen - der eigenen Maxime mißtraut haben, sich selbst in den Rücken gefallen sein? Das BMFT gibt Hinweise in seiner Studie: Die Branchen und Betriebe, die mit überdurchschnittlichen Investitionen in moderne Büro- und Verwaltungstechniken aufgefallen sind, produzieren zur Zeit begehrte Dienstleistungen, so die Banken und Versicherungen, keine Hardware. Sie halten, zugegeben nicht billig, .immerhin vergoldete Strohhalme bereit.