BundLänder-Aktivitäten zur Krankenhausautomation:

Vergleichbarkeit durch einheitliche Verfahren

23.09.1977

Der Gastkommentar von Mundhenke/Rudolf in der Computerwoche vom 29. Juli 1977 über die Bund/Länder-Aktivitäten auf dem Gebiet der Automatisierung in der Krankenhausverwaltung bedarf aus unserer Sicht der Präzisierung und Ergänzung. Zumal das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz in wesentlichem Umfang in diese Bund/Länder-Aktivitäten zur Krankenhausautomation eingeschaltet ist - durch den langjährigen Vorsitz in der Bund/Länder-Arbeitsgruppe "Automation im Krankenhaus", in der Bund, Länder, kommunaler und kirchlicher Bereich, Deutsche Krankenhausgesellschaft und Kassenseite zusammenarbeiten - durch die kooperative, bundesweite Programmentwicklung für die Bereiche Finanzbuchhaltung (FINK) und Kosten- und Leistungsrechnung (KOLK) - durch die erfolgreiche Verfahrenseinführung und Verfahrensdurchführung in zahlreichen Krankenhäusern im Lande Rheinland-Pfalz.

Zur Unterstützung der Krankenhäuser bei der auf Grund der neueren Krankenhausgesetzgebung notwendigen Umstellung ihres Rechnungswesens haben Bund und Länder zusammen mit dem kommunalen und kirchlichen Bereich und der Deutschen Krankenhausgesellschaft eine ganze Reihe von Aktivitäten ergriffen,

die sich in zwei Gruppen zusammenfassen lassen.

Gemeinsame Entwicklung von EDV-Verfahren zum Rechnungswesen der Krankenhäuser

Die genannten Stellen arbeiten seit einigen Jahren gemeinsam an der Entwicklung von maschinellen Verfahren für Krankenhäuser, wobei vor allem zwei Forderungen beachtet werden:

- Einheitlichkeit der Verfahren und damit Vergleichbarkeit der Ergebnisse

- Kostenminimierung für die Entwicklung selbst durch Vermeidung

von Parallelentwicklungen.

Zu folgenden Teilbereichen des Rechnungswesens wurden beziehungsweise werden EDV-Verfahren entwickelt:

- Finanzbuchhaltung (FINK) mit Debitoren-, Kreditoren- und Sachkontenbuchhaltung

- Kosten- und Leistungsrechnung (KOLK)

- Materialwirtschaft (MARK)

- Anlagenbuchhaltung (MAIK).

Diese Verfahren sind abgestellt auf die spezifischen Belange der Krankenhäuser, was unter anderem auch zu einer Kosten- und Leistungsrechnung auf Vollkostenbasis geführt hat. Sie bilden zusammen mit dem seit längerem in der Routineanwendung befindlichen maschinellen Verfahren der Personalabrechnung, Patientenaufnahme und Patientenabrechnung ein integriertes maschinelles Verfahren für das gesamte Rechnungswesen des Krankenhauses. Die auf Bund/Länder-Ebene entwickelten EDV-Verfahren stehen allen Krankenhäusern kostenfrei zur Verfügung.

Einführung der Bund/Länder-Verfahren in den Krankenhäusern

Die Entwicklung und modellmäßige Erprobung dieser maschinellen Verfahren wird durch die Einführung der Verfahren auf breiter Front in den einzelnen Krankenhäusern ergänzt. Diese länderweise unterschiedlich organisierte Verfahrenseinführung läuft beispielsweise in Rheinland-Pfalz in folgenden Schritten ab:

- Festlegung des organisatorischen und zeitlichen Rahmens für die Umstellung zwischen Krankenhausleitung und Betreuergruppe des Rechenzentrums

- Klärung von Einzelfragen zur Organisation (etwa: Datenerfassungsart, Sonderkasse)

- Übergabe umfangreicher Unterlagen (Beispiele: Anwenderhandbuch, Musterkonten- und Musterkostenstellenpläne)

- laufende Durchsprache und Festlegung der einzelnen Umstellungsschritte zwischen Krankenhaussachbearbeiter und EDV-Organisator

- mehrtägige theoretische und praktische Schulung

- Hospitieren in bereits umgestellten Krankenhäusern

- Probeläufe

- ständige Betreuung auch nach erfolgreicher Umstellung.

Da ein kaufmännisches Rechnungswesen immer ein Instrument zur Erreichung der vom Gesetzgeber geforderten sparsamen Wirtschaftsführung ist, muß die Umstellung darauf gerichtet sein, daß dieses Instrument vom Krankenhaus selbständig gehandhabt und gezielt eingesetzt werden kann.

In dieser Form wurden bisher über 20 kommunale und staatliche Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz erfolgreich umgestellt.

Es ist schlicht falsch, wenn Mundhenke und Rudolf behaupten, daß die Bund/Länder-Aktivitäten nur etwa 20 Prozent des mit der Umstellung verbundenen Gesamtaufwandes abdecken, die Krankenhäuser also den größten Anteil selbst übernehmen müssen. Die bundesweiten Aktivitäten zur gemeinsamen Programmentwicklung, zur zentralen Verfahrens- und Programmpflege werden ergänzt durch Aktivitäten, die sich auf alle übrigen mit der Umstellung und Automatisierung des Rechnungswesens verbundenen Probleme erstrecken. Schlagworte wie "ganzheitliche Leistung aus einem Guß, die alle Problemfelder abdeckt" (Mundhenke/ Rudolf) sind für die Krankenhäuser wenig hilfreich.

*Klaus Maxeiner ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe "Automation im Krankenhaus", Wolfgang Zanke ist Projektleiter FINK/KOLK.