Wie sich Training und Lernen verändert

Vergesst Upskilling!

16.03.2023
Von 
Als Managing Director und Co-Founder der Retorio GmbH verantwortet Patrick Oehler die Bereiche Vertrieb, Marketing und Accounting.
Mitarbeiter weiterbilden ist das Gebot der Stunde. Die innovativen Firmen arbeiten mittlerweile mit KI-Lösungen, die das Training besser und interessanter machen.
Künftig soll KI die Mitarbeiter in ihrer Weiterbildung so unterstützen, dass sie diese nicht mehr als Plage, sondern als Selbstverständlichkeit wahrnehmen.
Künftig soll KI die Mitarbeiter in ihrer Weiterbildung so unterstützen, dass sie diese nicht mehr als Plage, sondern als Selbstverständlichkeit wahrnehmen.
Foto: Skorzewiak - shutterstock.com

Corona, dann der Ukraine-Krieg und jetzt hohe Inflation: Unternehmen stolpern von einer Krise in die andere. Zeit zum Aufatmen bleibt da nicht, denn kaum hat sich die Wirtschaft einigermaßen erholt, kommt schon die nächste Disruption. Wer nicht immer wieder von einer neuen Welle untergespült werden will, braucht eine Strategie, um oben zu schwimmen.

Entscheidend ist die Fähigkeit, sich schnell auf Veränderung einzustellen. Aber wie schafft man das am besten? Viele Unternehmen setzen auf Upskilling. Laut einer Studie des World Economic Forum glauben 60 Prozent der Unternehmen, dass der Skills Gap sie daran hindert, sich an ein volatiles Business-Umfeld anzupassen. Doch in der Praxis scheitern 84 Prozent am Upskilling.

Gießkannenprinzip bringt nichts

Für die meisten Unternehmen bedeutet Upskilling: Sie investieren viel Zeit und Geld, um Skills zu definieren, bunte Modelle zu entwickeln und Trainingsprogramme aufzusetzen. Dabei schöpfen sie aus einem breiten Spektrum an Maßnahmen, von E-Learning über In-Person-Training bis hin zu Coaching. Das Problem ist nur: Niemand weiß heute genau, welche Skills man in Zukunft brauchen wird. Auch der Blick in die Glaskugel hilft da wenig.

Daher verteilen HR-Abteilungen ihr Budget meist nach dem Gießkannenprinzip auf die verschiedensten Weiterbildungsmöglichkeiten - immer in der Hoffnung, dass am Ende tatsächlich das herauskommt, was sie später einmal benötigen. Dieses Vorgehen ist nicht nur ineffizient, sondern dauert auch zu lange. Oft zeigt sich der Effekt erst nach einigen Jahren. Bis dahin haben viele Mitarbeiter das Unternehmen bereits wieder verlassen, sodass am Ende nur der Wettbewerber von den Weiterbildungsinvestitionen profitiert.

So einfach, wie mit dem Rauchen aufzuhören

Statt Ressourcen und Energie in Trainings zu stecken, deren Erfolg fraglich und schwer messbar ist, sollten Unternehmen das Problem bei der Wurzel packen. Denn das beste Wissen bringt nichts, wenn man es nicht umsetzen kann. Das ist in etwa so, als wolle man mit dem Rauchen aufhören: Wir alle wissen, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist. Aber wir können noch so viele Schulungen besuchen, die das wissenschaftlich belegen - am Ende rauchen wir trotzdem weiter. Es ist eben viel schwieriger, Verhalten zu ändern, als sich Know-how anzueignen.

Laut einer Umfrage von Leadership IQ scheitern nur elf Prozent der Unternehmenstransformationen am Skills Gap, aber 89 Prozent, weil Mitarbeiterverhalten und Unternehmenskultur nicht zusammenpassen. Die wahre Herausforderung liegt also nicht im Upskilling, sondern im kulturellen Wandel. Letzterer wird oft gefordert, ist aber nur schwer greifbar. Schon der Begriff Unternehmenskultur klingt sperrig. Tatsächlich verbirgt sich dahinter nichts anderes als die Summe an Verhaltensweisen der Menschen in einer Organisation. Die Kunst besteht darin, die Verhaltensweisen zu identifizieren, die ein Unternehmen erfolgreich machen, und dieses Verhalten dann gezielt auf viele Mitarbeiter zu übertragen.