Vergangene Woche: SAP - Kapitalvernichtende Beteiligungsstrategie

11.10.2002
Von Christian Struck
Nachdem die SAP-Aktie seit ihrem Hoch von fast 300 Euro im Frühjahr 2000 mittlerweile über 80 Prozent verloren hat, dürfte sich für viele Aktionäre die Frage stellen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt zum Kauf oder zur Verbilligung gekommen ist...

Nachdem die SAP-Aktie seit ihrem Hoch von fast 300 Euro im Frühjahr 2000 mittlerweile über 80 Prozent verloren hat, dürfte sich für viele Aktionäre die Frage stellen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt zum Kauf oder zur Verbilligung gekommen ist. Operativ läuft es für den Marktführer im Geschäft mit E-Business-Lösungen deutlich besser als bei fast allen Wettbewerbern, doch auch SAP spürt die Investitionsflaute. So stieg der Umsatz im ersten Halbjahr nur um zwei Prozent auf 3,436 Milliarden Euro, wobei sich die Tendenz im zweiten Quartal verschlechterte.

Noch düsterer sieht es bei Betrachtung des Gewinns aus. So reduzierte sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im selben Zeitraum um 13 Prozent auf 506 Millionen Euro. Infolge von Abschreibungen auf Beteiligungen, die teilweise nicht steuerlich absetzbar sind, musste zum Halbjahr ein Fehlbetrag von 167 Millionen Euro ausgewiesen werden. Von den Abschreibungen entfiel mit 315 Millionen Euro der Löwenanteil auf SAPs Anteile an Commerce One. Die Verluste sind zwar einmaliger Natur - bei Commerce One beträgt das Restrisiko lediglich 22 Millionen Euro, jedoch spricht die wenig erfolgreiche Beteiligungspolitik in diesem Punkt nicht für das Management. Infolge der Einbußen reduzierte sich das Eigenkapital des Konzerns auf 2,4 Milliarden Euro.

Die Höhe des Eigenkapitals ist für die Bewertung von SAP allerdings kaum relevant, im Gegensatz zur aktuellen Gewinnsituation und der zu erwartenden Gewinnsteigerung. Da im momentanen wirtschaftlichen Umfeld sichere Prognosen unmöglich sind, erhöht sich der risikoadjustierte Zinssatz zur Abdiskontierung der künftigen Gewinne. Deshalb erscheint uns die Aktie mit einem geschätzten 2002er Gewinn von knapp zwei Euro pro Aktie derzeit bestenfalls haltenswert, insbesondere wenn die kapitalvernichtende Beteiligungsstrategie berücksichtigt wird.

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