Vergangene Woche: Getronics - Raus aus der Schuldenfalle

07.10.2002
Von Christian Struck
Der niederländische Netzwerk-Dienstleister kämpft - erst recht nach der 1999 getätigten Übernahme von Wang Global - mit einem riesigen Schuldenberg. Die Aktie des Unternehmens ist deshalb momentan alles andere als ein Tipp.

Nicht nur in den Depots von Kleinaktionären, sondern auch in den Bilanzen von Unternehmen sind die Folgen der geplatzten Börsenblase zu spüren. So kämpft derzeit die niederländische Getronics um ein Entkommen aus der Schuldenfalle, in die man infolge der 1999 getätigten zwei Milliarden Dollar schweren Übernahme von Wang Global geraten ist. Zum Zeitpunkt des Kaufes betrug der Börsenwert des seit 1985 börsennotierten drittgrößten europäischen Anbieters von Computernetzen und den dazu gehörigen Dienstleistungen zwölf Milliarden Euro.

Mit dieser Marktkapitalisierung erschien die Übernahme von Wang Global, die unter anderem mittels Ausgabe von Wandelanleihen finanziert wurde, unproblematisch. Infolge des dramatisch eingebrochenen Aktienkurses ist ein Rückführung der Verbindlichkeiten durch Wandlung der Anleihen in Aktien ausgeschlossen und im April 2004 sowie im April 2005 muss Getronics diese Anleihen im Volumen von 183 beziehungsweise 339 Millionen Euro zurückzahlen. Ein schwacher Trost ist die Tatsache, dass die ursprüngliche Verpflichtung, die aus den Anleihen resultiert, durch den Rückkauf von Anleihen unter Nennwert bereits zurückgeführt werden konnte.

Um die Schulden bedienen zu können, ist deshalb geplant, Käufer für Teile des Hardwarebereiches zu suchen, da ohnehin eine Verschiebung zum stabileren Servicegeschäft angestrebt wird. Es dürfte unseres Erachtens jedoch derzeit schwer möglich sein, zu akzeptablen Konditionen Käufer für die Hardwaresparte zu finden, da diese besonders unter der anhaltend schwachen Wirtschaftslage leidet und im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang um 26 Prozent verzeichnete. Konzernweit wurde nur ein Umsatzrückgang um 12,5 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro erlitten. Auf den ersten Blick erscheint das Unternehmen mit einem Umsatzmultiple von 0,06 preiswert. Bei Betrachtung des so genannten Enterprisevalue (Börsenwert + Schulden) ist die Umsatzbewertung mit 0,3 für den unter sinkenden Margen leidenden 28.000 Mitarbeiter beschäftigenden IT-Konzern lange nicht mehr so günstig.

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