Vereinte Kräfte: die Linux Foundation

25.01.2007
Die Open Source Development Labs (OSDL) verschmelzen mit der Free Standards Group (FSG).

Es ist sinnvoll, zwei Organisationen zu vereinen, die ähnliche Ziele verfolgen und viele gemeinsame Mitglieder haben", erklärte Jim Zemlin, bislang Executive Director der Free Standards Group und jetzt Chef der Linux Foundation. Zu den Mitgliedern der am 2. Februar 2007 entstehenden Organisation gehören Fujitsu, Hewlett-Packard, Hitachi, IBM, Intel, NEC, Novell und Oracle als "Platinum Member" sowie 77 weitere Firmen, Universitäten und große IT-Anwender. Die OSDL und FSG waren in vielerlei Hinsicht bisher parallel aktiv (siehe Kasten "Meilensteine").

Meilensteine

• April 2000: Aus den Open-Source-Projekten Linux Standard Base und Li18nux geht das Standardisierungsgremium Free Standards Group hervor.

• Dezember 2000: Open Source Development Labs (OSDL) gegründet.

• Juni 2001: Mit Linux Standard Base 1.0 erscheint die erste Spezifikation zur Harmonisierung von Distributionen.

• Juli 2003: Linus Torvalds wird OSDL-Angestellter.

• Februar 2004: OSDL-Spezifikation "Data Center Linux" für RZ-Anforderungen.

• September 2005: LSB 3.0 ist fertig.

• Dezember 2005: Die OSDL gründen das "Projekt Portland", um die Benutzeroberflächen Gnome und KDE in einen LSB-Standard zu integrieren.

• April 2006: Erste Portland-Tools für die Entwicklung von Gnome- und KDE-geeigneten Anwendungen.

Die Kombination der zwei Organisationen war "unausweichlich", kommentiert der leitende Forrester-Analyst Michael Goulde: "Die Herausforderung, vor der Linux jetzt steht, ist die gleiche, an der Unix einst gescheitert ist: einen echten Standard zu schaffen." Analyst Tony Iams von Ideas International glaubt, die neue Foundation könne stärker werden als die bloße Summe ihrer Einzelteile - vor allem dann, wenn es gelinge, die technischen Beziehungen aus den OSDL zu nutzen, um die Standardisierungsarbeit der FSG voranzutreiben.

Die OSDL waren bemüht, Linux besser für bestimmte Anwendungsumgebungen tauglich zu machen. Mit der Begründung, diese Aufgabe sei weitgehend erfüllt, setzten sich die Labs im vergangenen Jahr selbst auf Sparflamme. Die FSG betreut die "Linux Standard Base" (LSB) zur Standardisierung der Betriebssystem-Distributionen, damit darauf aufsetzende Anwendungen möglichst unmodifiziert laufen können. Die zusammen rund 45 Mitarbeiter beider Gruppen werden künftig für die Linux Foundation arbeiten; es bleibt bei den Niederlassungen in Beaverton (Oregon), San Francisco und Tokio.

Drei Arbeitsschwerpunkte

Die Linux Foundation hat sich drei zentrale Ziele gesetzt: Erstens soll in Sachen Standardi- sierung die LSB und die zugehörige Test-Suite fortgeführt werden. Das besondere Augenmerk gilt dabei dem Ausbau des LSB Developer Network, einer Analogie zum Microsoft Software Developer Network (MSDN). Der zweite Schwerpunkt ist die Sicherung von Linux. Dazu will die Stiftung herausragenden Persönlichkeiten der Open-Source-Welt wie Linux-Begründer Linus Torvalds oder Kernel-Maintainer Andrew Morton ein sicheres Einkommen garantieren, damit sie unabhängig arbeiten können. Ferner umfasst dieser Aspekt das Angebot rechtlicher Hilfen für Entwickler und Schutz ihres geistigen Eigentums sowie die Verwaltung des Markenzeichens Linux.

Drittens versteht sich die Stiftung als "neutrales Forum für Zusammenarbeit und Linux-Förderung". Das umfasst nicht nur wie bisher in den OSDL technische Aspekte, sondern auch die "energische Antwort auf Desinformationen und andere Angriffe". Hierin ist die Absicht zu erkennen, es mit Microsoft aufzunehmen. Zemlin: "Es ist mittlerweile ein Rennen zwischen zwei Pferden. Der Computermarkt wird von zwei Betriebssystem-Plattformen dominiert: Linux und Windows." Microsoft konzentriere sich auf die Werbung für Windows, dessen Standardisierung und rechtlichen Schutz. "Diese Dinge macht Microsoft gut, und das müssen wir genauso gut schaffen: Linux bewerben, beschützen und standardisieren." (ls)