Repräsentativ-Umfrage im Olivetti-Auftrag:

Verdrängt die EDV die Buchhalter

16.05.1975

FRANKFURT - Nach eigener und nach Meinung der Bevölkerung ist der typische Bilderbuch-Buchhalter vor allem "vorsichtig", "zuverlässig", "pünktlich" und "ehrlich". Aber nur 24 Prozent aller Mütter und Väter, das hat eine Repräsentativ-Umfrage im Auftrag der Deutschen Olivetti GmbH ergeben, würden ihrem Kind auch zum Beruf des Buchhalters raten. Je höher der Bildungsgrad der befragten Bundesbürger, um so negativer ist die Einstellung zu diesem Berufsstand, der durch die Einführung der EDV im eklatanten Umbruch begriffen ist.

Daß nur eine geänderte, vorurteilsfreie Einstellung gegenüber der elektronischen Datenverarbeitung, insbesondere aber eine gezielte Weiterbildung im Rahmen der DV ihnen Überlebenschancen und auch berufliches Fortkommen sichert, weiß die Mehrheit der befragten Buchhalter mittlerweile selbst. Nur noch klägliche 13 Prozent glauben nämlich, daß das konventionelle Rechnungswesen Aufstiegsmöglichkeiten bietet, während 45 Prozent die Auffassung vertreten, daß innerhalb der verschiedenen kaufmännischen Abteilungen das Rechnungswesen mit EDV die besten Chancen fürs Weiterkommen gewährleistet. Diese Ergebnisse sind in einer sogenannten "Buchhalterstudie" enthalten, die von der Arbeitsgruppe Psyfo an der Technischen Universität Darmstadt im Olivetti-Auftrag erstellt wurde und der CW die nachfolgenden Tabellen entnommen hat.

Deutliches Unbehagen und eine gewisse Unsicherheit sprechen allerdings aus den Antworten der Buchhalter zu den Fragen, welche Auswirkungen sich aus dem Einsatz der EDV auf ihren Berufsstand ergeben werden. (Tabelle 1). Während 35,6 Prozent annimmt, die Arbeit des Buchhalters werde durch die EDV vielseitiger, ist immerhin 44,7 Prozent davon überzeugt, daß "die Arbeit des Buchhalters weitgehend durch angelernte Kräfte und von der EDV übernommen werden kann". Nicht viel anders denken immerhin knapp 41 Prozent der in einer Stichprobe befragten erwachsenen Bevölkerung (Tabelle 2).

Verdrängt der zunehmende Einsatz der EDV die Buchhalter? Zumindest ist diese Annahme naheliegend: Das Bild des ärmelbeschonten, vorsichtigen Buchhalters an der konventionellen Rechenmaschine wird bald der Vergangenheit angehören. Die Notwendigkeit, ein gewiefter, mit fundierten DV-Kenntnissen beschlagener Finanzmanger-Manager zu werden, ist für ihn zwar eine Drohung. Wie anders will er aber überleben?