Verdacht auf Konkursverschleppung Staatsanwalt ermittelt gegen Ex-CDI-Manager

15.07.1994

MUENCHEN (hk) - Die Muenchner Staatsanwaltschaft ermittelt eigenen Angaben zufolge gegen Wolfgang Pflanz, Ex-Geschaeftsfuehrer des in Konkurs geratenen DV-Schulungsanbieters Computer Data Institut (CDI) wegen des Verdachts auf Konkursverschleppung. Indizien, dass CDI nicht ueberlebensfaehig sei, so Insider, habe es genug gegeben, und trotzdem sei keine entsprechende Reaktion in der Fuehrungsetage erfolgt. Bereits letztes Jahr, als Pflanz Teile des CDI an den direkten Konkurrenten Integrata verkaufte, sollen deutliche Hinweise auf die prekaere Situation des Muenchner Seminaranbieters vorgelegen haben. Das Unternehmen lebte fast ausschliesslich vom Umschulungsgeschaeft und war daher stark von den Zuwendungen der Arbeitsaemter fuer die Teilnehmer abhaengig. Im zweiten Halbjahr letzten Jahres setzten die Behoerden alle Massnahmen aus, was zur Konsequenz hatte, dass es mit vielen Seminaranbietern, darunter auch CDI, rapide bergab ging. (siehe auch CW Nr. 21 vom 27. Mai 1994, Seite 7: "Schwere Anschuldigungen gegen CDI-Geschaeftsfuehrung"). Im Fruehjahr 1994 konnte Pflanz die Gehaelter nicht mehr bezahlen, die Banken kuendigten die Kreditvereinbarungen, und er musste Anfang Mai Konkursantrag stellen. Schon im April, so ein Ex-Mitarbeiter, hatte der zweite Geschaeftsfuehrer Anton Steinberger in einem Prozess, in dem es um eine Kuendigungsschutzklage ging, festgestellt, dass man den betreffenden Mitarbeiter nicht mehr beschaeftigen koenne, weil der Betrieb vor dem Konkurs stehe. Vor ein paar Tagen nun hat der Sequester das Konkursverfahren eroeffnet und eine Person seines Vertrauens als Geschaeftsfuehrerin eingesetzt. Pflanz wurde, wie es in einer internen Mitteilung des Konkursverwalters hiess, mit Sonderaufgaben betraut. Die Muenchner Rechtsanwaltskanzlei Mueller-Heydenreich, die die Konkursabwicklung vornimmt, gab sich bedeckt und liess lediglich erklaeren, dass sie Verhandlungen mit potentiellen Kaeufern fuehre. Aus CDI-nahen Kreisen war zu erfahren, dass es einige ernsthafte Kaufinteressenten gebe, die bereit seien, das Unternehmen komplett zu uebernehmen. Auch Pflanz soll zu denen gehoeren, die in den naechsten Wochen bei Mueller-Heydenreich ein Angebot einreichen. Der Ex-Geschaeftsfuehrer moechte, wie er in einem Schreiben an seine Beschaeftigten mitteilte, eine Auffanggesellschaft mit dem Namen "CDI Modul-Training GmbH" gruenden. Er geht davon aus, dass die Teilnehmerzahlen an den Kursen von 2200 auf "im guenstigsten Fall sogar 3200" "stark ansteigen". Das neue Unternehmen solle "schlank" sein, was nach Meinung von CDI-Kennern nichts anderes bedeutet, als weitere Mitarbeiter zu entlassen. Pflanz koenne sich, so der Tenor seines Schreibens, "die Abschaffung aller angestellten Instruktoren und die Gestaltung des Unterrichtsbetriebs ausschliesslich durch Freiberufler" vorstellen. Die verbliebenen CDI-Mitarbeiter engagieren sich sehr stark fuer die Fortfuehrung ihres Betriebes (siehe auch Leserbrief in CW Nr. 27 vom 8. Juli 1994, Seite 8: "Mitarbeiter wollen sich an CDI beteiligen"), hoffen aber, dass sich der Konkursverwalter nicht fuer Pflanz entscheidet.