Verbraucherschützer schlagen wegen Betrugs bei Online-Banking Alarm

16.01.2006
Angesichts sich massiv häufender Beschwerden über Betrugsfälle beim Online-Banking hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Alarm geschlagen.

"Bei den Sicherheitsproblemen müssen wir uns fragen, ob man den Zahlungsverkehr via Internet überhaupt noch empfehlen kann." Das sagte Hartmut Strube, Finanzjurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung".

Es gebe eine massive Betrugswelle durch so genanntes Phishing, mit dem sich Hacker Zugriff auf Online-Konten verschaffen. Nach Erkenntnissen Strubes sind immer mehr osteuropäische Banden am Werk. "Wir beobachten hier eine enorme Dynamik, da hat sich eine echte Betrugsindustrie entwickelt", sagte der Finanzexperte.

Sven Kretzschmer von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt berichtete jedoch, dass sich auch geprellte Bankkunden melden, bei denen die Institute sich weigern, für die Schäden aufzukommen - oder nur eine minimale Beteiligung anbieten. Eine Praxis, die nach Auffassung Strubes in Zukunft spürbar zunehmen könnte.

Bislang scheine die Schadensregulierung auf Kulanzbasis für die Banken noch lohnend zu sein, weil sie das Online-Banking, das inzwischen rund ein Drittel der Deutschen betreiben, wegen der Kostenersparnis weiter ausbauen wollen. "Wird allerdings das Online-Banking eines Tages so verbreitet sein wie heute die EC-Karte, müssen wir damit rechnen, dass die Banken weit weniger kulant reagieren und es auf ein Beweislastverfahren ankommen lassen", warnte Strube.

Juristisch sei die Sache nicht eindeutig. Verbraucher, die sich durch E-Mails von Betrügern auf gefälschte Internet-Seiten lotsen lassen und dort ihre Daten eingeben, könnte Fahrlässigkeit vorgeworfen werden.

Aufgeschreckt durch eine Welle von Phishing-Attacken in den vergangenen Wochen versuchten einige Institute inzwischen, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern. Geldhäuser wie die Postbank oder die Sparkassen versorgen ihre Kunden mit so genannten ITANs. Die TAN-Zahlenkombinationen werden bei diesem Verfahren durchnummeriert und mit einer kurzen Gültigkeitsdauer versehen. Dabei sinkt zwar das Betrugsrisiko. Wissenschaftler der Uni Bochum hätten das neue System aber bereits geknackt. (dpa/tc)