Verbraucherschützer rügen Kundenkarten

19.01.2004
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Datenschützer werfen den Anbietern von Kunden- und Rabattkarten vor, die Rechte der Verbraucher mit Füßen zu treten. Zwar sind Payback, Happy Digits und Co. konkrete Rechtsbrüche derzeit nicht nachzuweisen. Auch betonen die Datensammler unermüdlich, sich an alle Regeln zu halten. Das zu kontrollieren ist jedoch offenbar eine Aufgabe, der niemand gewachsen ist.

"Die Unerfahrenheit der Verbraucher in Sachen Datenschutz wird von einigen Firmen schamlos ausgenutzt", moniert Edda Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Laut einer Studie, die die Verbraucherschützer beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben haben, verstoßen vor allem die Anbieter von Rabattkarten in Deutschland flächendeckend gegen den Datenschutz. Betroffen seien unter anderen Kundenbindungssysteme der Kaufhof AG (Payback) sowie der Deutschen Telekom (Happy Digits).

Die Betreiber der Kundenkarten würden Daten sammeln, die für die Bonusprogramme nicht erforderlich seien, kritisiert die Verbraucherschützerin. Dazu zählten beispielsweise Angaben wie Geburtsdatum und E-Mail-Adresse sowie Informationen zu Einkommen, Beruf oder persönlichen Interessen. Dass sie diese Fragen nicht zwingend beantworten müssten, um an den Programmen teilnehmen zu können, übersähen die meisten Kunden. Neben den persönlichen Daten speicherten die Systeme auch Informationen über die getätigten Einkäufe, um so das Konsumverhalten auszuforschen.

Außerdem würden die Teilnehmer der Bonusprogramme oft nur unzureichend über ihre Rechte informiert, kritisiert der Verbraucherschutzverband. Die notwendigen Informationen seien meist intransparent und nur schwer zugänglich. Die Konsumenten müssten die Möglichkeit haben, der Weiterverwendung ihrer Daten zuzustimmen und sie dadurch erst zu genehmigen. Viele Betreiber forderten jedoch von ihren Endkunden die pauschale Einwilligung in die Weitergabe ihrer Daten und machten die Teilnahme am Bonusprogramm davon abhängig.

Die Betreibergesellschaften der Kundenkarten weisen die Kritik zurück. "Es liegt nicht in unserem Interese, wahllos Daten zu sammeln", versichert Daniela Dura, Sprecherin der hinter Happy Digits stehenden Customer Advantage Program (Cap) GmbH. Das Unternehmen arbeite eng mit den Datenschutzbehörden zusammen. Im Umfeld der Studie seien wohl verschiedene Interessen im Spiel gewesen. Sie könne sich vorstellen, dass die Verbraucherschutzverbände auch hinsichtlich künftig zu verteilender Staatsgelder demonstrieren wollten, dass sie vehement die Interessen der Konsumenten verträten.

"Kunden bekommen alle Informationen"