Peoplesoft setzt Umsatz- und Gewinnerwartung hoch

Verbietet US-Justizministerium Oracle die Übernahme?

10.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Anwälte des US-amerikanischen Justizministeriums, die auf Fragen des Wettbewerbsrechts spezialisiert sind, scheinen die Übernahme von Peoplesoft durch Oracle verhindern zu wollen. Möglicherweise erledigt sich das Thema aber von selbst: Peoplesoft hat seine Ergebniserwartungen für das dritte Quartal angehoben und dürfte langsam zu teuer für Oracle werden.

Juristen, die mit den Fusionsverhandlungen vertraut sind, sagten, Anwälte der Justizbehörde hätten damit begonnen, sowohl aktuelle als auch mögliche neue Kunden von Peoplesoft und Oracle zu befragen und um Stellungnahmen zu bitten. Solch ein Vorgehen ist nach Einschätzung vieler Wettbewerbsrechtsexperten ein deutliches Zeichen dafür, dass die Behördenanwälte dem Justizministerium vorschlagen werden, die Fusion abzulehnen. Die Erkenntnisse aus diesen Befragungen werden in aller Regel bei einem Gerichtsverfahren als Argumente gegen eine Fusion benutzt.

Das Justizministerium benannte zudem Kent Brown als Leiter der Untersuchungen. Einem Bericht der US-Tageszeitung "USA Today" zufolge ist er einer der prominentesten Antitrust-Anwälte der Justizbehörde. Seine Bestallung gilt Experten ebenfalls als Zeichen dafür, dass das Ministerium sich gegen die Übernahme von Peoplesoft aussprechen könnte.

Die Regierungsverantwortlichen kommentierten den Bericht von "USA Today" ebenso wenig wie Oracle. Dessen Sprecherin Jennifer Glass wurde lediglich mit den Worten zitiert, man hoffe weiterhin, vom Justizministerium das Plazet für die Firmenzusammenführung zu erhalten.

Antitrust-Vertreter scheinen sich insbesondere an der Aussicht zu stören, dass mit einer Fusion Oracle-Peoplesoft nur noch zwei große Anbieter von Business-Automation-Software am Markt um Aufträge buhlen würden. Sie befürchten, das fusionierte Unternehmen und die SAP könnten sich dann beträchtliche Preiserhöhungen erlauben. Außerdem würden Peoplesoft-Kunden vielleicht keine Software-Updates mehr erhalten und zu einem teuren Wechsel gezwungen, nachdem sie Millionen von Dollar in Peoplesoft-Software investiert hätten.

Neben den juristischen Hürden türmen sich für Oracle weitere Hindernisse auf dem Weg zur Übernahme von Peoplesoft auf: Der Übernahmekandidat hat jetzt die Erwartungen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres bereits zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen nach oben korrigiert. Peoplesoft sagte allerdings nicht, um wie viel sich Umsatz und Gewinn gegenüber früheren Vorhersagen erhöhen werden. Im September hatte das Unternehmen bekannt gegeben, die Einnahmen würden sich im dritten Quartal zwischen 575 und 590 Millionen Dollar bewegen. Der Gewinn werde bei zehn bis elf Cent je Anteil liegen. Nach der neuerlichen Korrektur der Gewinn- und Umsatzerwartung zog der Kurs der Peoplesoft-Aktie um 3,13 Prozent auf 20,43 Dollar an - erheblich über dem Übernahmeangebot Oracles von 19,50 Dollar. Interne Quellen bei Peoplesoft sagten, niemand im Unternehmen gehe noch von einer Fusion aus. (jm)