Veranstalter spricht nach fuenf Tagen von "positivem Trend" Firmen kritisieren CeBIT-Dauer und die Betonung des TK-Sektors

25.03.1994

HANNOVER (CW) - Die Deutsche Messe AG meldet in der CeBIT- Zwischenbilanz, der "positive Trend der ersten Tage" habe sich fortgesetzt. Der Veranstalter fuehrt die gegenueber 1993 mit 513 600 Besuchern stabil gebliebene Zahl der Gaeste ins Feld, die bis Montag nachmittag kamen.

Dennoch nimmt die Kritik der Aussteller an der Messe zu. So erklaerte beispielsweise Josef Brauner, Chef von Sony Deutschland, die CeBIT sei fuer "wirkliche Entscheider kein Muss" mehr (siehe auch Kolumne, Seite 9). Brauner, der eine Verkuerzung auf fuenf Tage fordert, sieht immer groessere Ueberschneidungen zwischen der CeBIT, der Internationalen Funkausstellung und der Photokina. Das fuehre auch bei Sony zu Konzentrationsueberlegungen. Fuer den Bereich Computertechnologie sei die CeBIT "nicht mehr das alleinige Darstellungsforum".

Viele Aussteller sind nicht einverstanden mit der kompromisslosen Haltung, die der Veranstalter gegenueber den Forderungen nach einer um zwei auf sechs Tage verkuerzten CeBIT zeigt. Waehrend Messechef Hubert Lange nach wie vor auf infrastrukturelle Probleme verweist, die die Reduktion mit sich bringen wuerde, reihen sich in die Phalanx der Kritiker immer wichtigere Hersteller ein. Laut "vwd" hat sich die deutsche IBM, groesste Ausstellerin in Hannover, der Forderung nach einer Verkuerzung der CeBIT angeschlossen.

Zwar verklausuliert, aber im Resultat eindeutig sprach sich Hans- Dieter Wiedig, Vorstandsvorsitzender der Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG, aus: "Die CeBIT wird als Kommunikationstreffpunkt sicher ihre Bedeutung behalten. Ob sie allerdings so lange dauern und ueber das Wochenende hinausgehen muss, sollte man im Sinne eines Re-Engineering des Standorts Deutschland ueberlegen."

Der Verband der Software-Industrie Deutschlands e. V. (VSI) vertritt die Ansicht, dass eine "Verkuerzung beziehungsweise eine zeitlich andere Plazierung der Messe den Geschaeftserfolg der Mitglieder nicht negativ beeinflussen wuerde".

Herbe Kritik an der diesjaehrigen CeBIT aeusserte Alexander Bojanowsky, Geschaeftsfuehrer des Bundesverbandes Informationstechnologien e. V. (BVIT): "Unser Verband ist auf der CeBIT mit 55 Softwarehaeusern vertreten, doch wir stehen hier eindeutig im Schatten der Kommunikationstechniken." Setze sich diese neue Akzentuierung fort, muesse der BVIT darueber nachdenken, ob die Messe noch das richtige Forum fuer die mittelstaendische Software-Industrie sei.