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Ver.di entscheidet über Telekom-Vorschläge - Streiks gehen weiter

11.06.2007
Im Streit um den geplanten Stellenumbau bei der Deutschen Telekom will die Gewerkschaft ver.di bis spätestens Mittwoch über die jüngsten Vorschläge des Konzerns zur Beilegung des Konflikts entscheiden.

"Am Montag finden interne Gespräche statt und am Dienstag wird die Große Tarifkommission über die Vorschläge informiert", sagte ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm am Sonntag. Das Gremium entscheide dann, ob die Verhandlungen mit der Telekom über die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in den Bereich T- Service wieder aufgenommen werden oder nicht.

Die Telekom hatte unter anderem einen Erfolgsbonus für die Beschäftigten ins Spiel gebracht. Diese Beteiligung "in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag" könnte im Jahr 2011 zur Auszahlung kommen. Auch in allen anderen Punkten wie der Absenkung der Gehälter sei die Telekom verhandlungsbereit.

Die informellen Gespräche zwischen der Gewerkschaft und der Telekom darüber waren am Wochenende begleitet von weiteren Streiks fortgesetzt worden. DGB-Chef Michael Sommer hatte den Bonner Konzern zum Einlenken aufgefordert. Das Unternehmen könne die Krise nur gemeinsam mit den Beschäftigten meistern, nicht mit Leuten "die man einschüchtert und demotiviert", sagte er im Deutschlandfunk.

Derweil legten am Samstag und Sonntag nach ver.di-Angaben 1500 Telekom-Beschäftigte in den Bereitschaftsdiensten die Arbeit nieder. Die bundesweiten Streiks dauern nunmehr seit fünf Wochen an. An diesen Montag wollen ver.di zufolge erneut rund 14.000 Telekom-Mitarbeiter streiken.

Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger hatte ein verbessertes Angebot mit einem Erfolgsbonus für die Mitarbeiter sowie hohe Investitionen in die Weiterbildung der Beschäftigten in Aussicht gestellt. Ver.di hatte das Angebot kritisiert. "Die Mitarbeiter sollen ihren Bonus durch einen langjährigen Gehaltsverzicht also selbst ansparen. Das wird die Belegschaft weiter verunsichern", sagte ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder dem Nachrichtenmagazin "Focus". Dieser Ansatz erleichtere nicht die Suche nach einer Lösung.

Als Knackpunkt gelten weiterhin die geplanten Lohnkürzungen, über deren Höhe sich Sattelberger aber verhandlungsbereit zeigt. Ein Telekom-Sprecher äußerte zuversichtlich: "Wir sind grundsätzlich weiter optimistisch". Streikleiter Wilhelm wehrte sich unterdessen gegen Äußerungen der Telekom-Verantwortlichen, wonach andere Telekommunikationsunternehmen ihren Mitarbeitern deutlich weniger zahlen als der frühere Monopolist. Die Zahlen seien nicht ohne weiteres vergleichbar, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Telekom will notfalls auch ohne Zustimmung von ver.di die T-Service zum 1. Juli gründen. Dort sollen die Mitarbeiter nach den ursprünglichen Planungen der Telekom vier Stunden in der Woche länger arbeiten und neun Prozent weniger verdienen. Die Tarifparteien hatten in fünf Verhandlungsrunden vergeblich einen Kompromiss gesucht, woraufhin ver.di die Mitarbeiter zum Streik aufrief. Der seit Wochen andauernde Arbeitskampf hat den Betriebsablauf des Bonner Unternehmens erheblich gestört.

DGB-Chef Sommer betonte, ver.di könne den Streik wenn nötig lange durchhalten. Es gehe darum, den Arbeitskampf an einem Punkt zu Ende zu bringen, der die Beschäftigten zufrieden stellt. Die Telekom-Führung sollte nicht weiter Öl ins Feuer gießen, sondern wirklich nach Lösungsvorschlägen suchen. (dpa/tc)