Mehr Geld für Internet Startups

Venture Capital: Berlin schlägt Bayern

11.09.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Zwar steigern Kapitalgeber ihre Investitionen in IT- und Internet-Startups. Es gebe aber immer noch Verbesserungsbedarf, mahnen die Verbände Bitkom und BVK.
Wie bereits im Vorjahr bleibt Berlin die Venture-Capital-Hauptstadt Deutschlands.
Wie bereits im Vorjahr bleibt Berlin die Venture-Capital-Hauptstadt Deutschlands.
Foto: Katja Xenikis/Fotolia.com

Die Venture-Capital-Investitionen in IT- und Internet-Startups steigen wieder, melden Bitkom und der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Im ersten Halbjahr flossen hierzulande insgesamt 138 Millionen Euro Venture Capital (VC) an 157 Unternehmen aus diesem Sektor. Das bedeute einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2012 mit 115 Millionen Euro. Im gesamten Jahr 2012 erhielten die deutschen Hightech-Startups von Kapitalgebern 256 Millionen Euro.

Wie bereits im Vorjahr bleibt Berlin die Venture-Capital-Hauptstadt Deutschlands. Über 69 Millionen Euro flossen in den ersten sechs Monaten 2013 in ITK-Unternehmen aus der Hauptstadt. Auf dem zweiten Platz folgt mit deutlichem Abstand Bayern mit 36 Millionen Euro - weit vor Baden-Württemberg mit fünf Millionen Euro.

Auch wenn wieder mehr Geld für junge Unternehmen fließt, sehen die Branchenvertreter noch Handlungsbedarf. Besonders der private Venture-Capital-Sektor müsse gestärkt werden: "Die Politik sollte Anreize setzen, um Investoren zu mobilisieren und Investitionen zu stimulieren", forderte BVK-Geschäftsführerin Ulrike Hinrichs. Ihrer Ansicht nach ist die steuerliche Behandlung von Venture-Capital-Fonds weiterhin verbesserungswürdig. "Und für die jungen Unternehmen wiederum sind der Erhalt der Verlustvorträge und die steuerliche Unterstützung von Forschung und Entwicklung besonders wichtig."

Dringend erforderlich wäre es aus Sicht von Bitkom und BVK, die Finanzierungssituation von Startups und jungen Unternehmen in ihrer Wachstumsphase zu verbessern. Dafür fordern die Verbände ein ganzes Maßnahmenbündel:

  • Wagniskapitalfonds müssen als "vermögensverwaltend" auch gesetzlich verankert werden. Dies fördere das Vertrauen möglicher Investoren erheblich.

  • Investoren müssten Verluste aus Start-up-Beteiligungen bei ihrer Einkommensteuer geltend machen können.

  • Wenn Business Angels ihre Anteile von Startups veräußern, muss die Steuer auf Gewinne bei einer Re-Investition in andere Startups ("Rollover") so lange gestundet werden, bis sie nicht mehr in neue Gründungen fließen.

  • Verluste aus der Startphase sollten bei Startups in Gewinnjahren sofort und nicht erst zeitverzögert steuerlich geltend gemacht werden können, damit die jungen Firmen in der wichtigen Wachstumsphase gestärkt und nicht geschwächt werden.

  • Ankerinvestoren auf Bundes- und Landesebene für Venture-Capital-Fonds. Die KfW und die Förderbanken der Länder sollen sich intensiver an der Finanzierung beteiligen.

"Deutschland braucht eine Startup-Politik aus einem Guss", sagte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz. Das beginne bereits in den Schulen, wo der Gründer- und Unternehmernachwuchs heranwachse. Dort müssten grundlegende Kenntnisse über das Wirtschaftssystem sowie ein authentisches Unternehmerbild vermittelt werden, um jungen Leuten Lust auf unternehmerische Tätigkeiten zu machen.