Floating Point Systems präsentiert für Spezialanwendungen Cray- und Cyber-Konkurrenz:

Vektor Anhängsel für Skalar-Rechner

27.06.1980

MÜNCHEN (rs) - Speziell für die Berechnung umfangreicher technisch-wissenschaftlicher Probleme entwickelte die Floating Point Systems, Inc., Portland/Oregon, den FPS-164 Attached Prozessor. Er ist eine Weiterentwicklung des AP-120B/190L. Den bereits auf der NCC in Anaheim vorgestellten Prozessor präsentierte die Floating Point Systems GmbH. Unterhaching, letzt in München.

Zu den Problemen, die der FPS-164 lösen soll, zählen Wetterberechnungen Finite Elemente Methode, Design elektronischer Schaltungen, mehrdimensionale Bildverarbeitung, Reduktion vieldimensionaler seismischer Daten, Öl-Reservoir Simulation, Berechnung chemischer Vorgänge, Kernforschung sowie CAD. Allen diesen Anwendungen sind große Datenmengen, lange Programme sowie die Notwendigkeit erweiterter Genauigkeit und Gleitpunktdarstellung gemeinsam. Für bestimmte Anwender mit speziellen Problemen, so ein Unternehmenssprecher, bietet der FPS-164 eine ernsthafte Alternative zu Großrechnern wie Cray-1 oder Cyber 200. Der FPS-164 Attached Prozessor ist nach Mitteilung seines Herstellers ein schneller Rechner mit Array Prozessor Architektur. In Verbindung mit einem Host Computer wie VAX 11/780 von Digital Equipment, der IBM 4341 oder 3033 biete der FPS-164 eine Rechenleistung bis zu zwölf Millionen Gleitpunkt-Operationen pro Sekunde bei gleichzeitiger Leistung von sechs Millionen Integer/Adressen-Operationen pro Sekunde. Die Genauigkeit beträgt aufgrund der 64-Bit-Gleitpunkt-Arithmetik um 15 Dezimalstellen. Bei den heute verwendeten 16K-Chips ist der Speicher nach FPS-Angaben bis auf :1,5 Millionen Worte ß 64 Bit ausbaufähig. Durch den bald zu erwartenden Einsatz von 64K-Chips erweitere sich der maximale Ausbau des Speichers auf sechs Millionen Worte. Der direkte Adressbereich betrage 16 Millionen Worte. Zusätzliche ECC-Bits (Error checking and correcting) sorgen dafür, daß ein-Bit-Fehler korrigiert und zwei-Bit-Fehler erkannt werden.

Die vom AP-120B/190L her bekannte Hardware-Architektur wurde weitgehend übernommen, teilt der Hersteller mit: synchrone Arbeitsweise, mehrfach unabhängige parallele Datenpfade, getrennte Speicher und mehrere arithmetische Einheiten nach dem Pipeline-Prinzip. Die Parallelanordnung des FPS-164 ermögliche, gleichzeitig Felder zu indizieren, Schleifen zu zählen und auf die Speicher zuzugreifen, während parallel dazu die arithmetische Verknüpfung der Daten durchgeführt werde. Dies führe zu einer schnelleren Ausführung der Programme, als es in einem seriellen General Purpose Computer möglich wäre. Das 64 Bit breite Instruktionswort kann bis zu zehn Operationen in einem einzelnen Instruktionszyklus von 167 Nanosekunden steuern. Ein serieller Computer würde etwa 60 Millionen Operationen pro Sekunde ausführen müssen, um eine vergleichbare Leistung zu erzielen.

Der FPS-164 wird mit einer Bibliothek von mathematisch-wissenschaftlichen Routinen sowie Entwicklungssoftware ausgeliefert. Für die Programmerstellung steht ein optimierender Fortran IV Compiler nach Ansi 77 sowie ein Assembler zur Verfügung. Zum Austesten einzelner Programme dient ein Simulator sowie ein interaktiver Debugger.

Die ersten Systeme werden im April 1981 ausgeliefert. Die Preise liegen, abhängig vom Speicherausbau, zwischen 400 000 und 1,5 Millionen Mark.

Die 1970 in Portland/Oregon gegründete Floating Point Systems Inc. brachte 1975 mit dem AP-120B ihren ersten Array-Prozessor auf den Markt. Diesen Prozessor installierte das Unternehmen Angaben des deutschen Geschäftsführers Klaus Kemmler zufolge bisher 1500 mal weltweit. Auf die Bundesrepublik entfallen dabei 40 Installationen. 1977 gründete FPS die erste europäische Niederlassung in Genf. Im Geschäftsjahr 1979, das am 31. Oktober endete, erreichte die FPS GmbH einen Umsatz von 30 Millionen Mark, was gegenüber 1978 laut Kemmler einem Zuwachs von 20 Prozent entspricht. Für 1980 erwartet das Unternehmen 40 Millionen Mark Umsatz.

Floating Point Systems GmbH, Isartalstr. 28, 8025 Unterhaching, Tel.: 089/6190 08.