Bedeutung der neuen Medien läßt DV-Branche mit Aufschwung rechnen:

VDMA prognostiziert Ende der Talfahrt

06.05.1983

HANNOVER (CW) - Die wachsende Einsicht, gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten alle Möglichkeiten; zur Rationalisierung und Produktivitätssteigerung zu nutzen, habe sich auf der CeBIT '83 deutlich bemerkbar gemacht. Diese Ansicht vertrat Hermann W. Stähler, Vorstandsvorsitzender der Fachgemeinschaft Büro- und Informationstechnik in VDMA (Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. ) auf einer Pressekonferenz in Hannover. Nur auf diese Weise sei es für die gesamte DV-Industrie möglich, national wie international wettbewerbsfähig zu bleiben und Arbeitsplätze zu sichern. Information werde - neben der Arbeit und Kapital - künftig als "wichtigster Produktionsfaktor" fungieren.

Im Produktionsergebnis der Büro- und Informationstechnik spiegelt sich nach Ansicht des VDMA ein deutlicher Substitutionsprozeß wieder. Funktionen, die früher nur von Büromaschinen erfüllt wurden, seien nunmehr immer öfter in multifunktionale DV-Geräte integrierbar. Diesen Wandel zeigte Stähler am Beispiel der Textverarbeitungssysteme auf: Machte der DV-Bereich 1976 erst 64 Prozent aus, so lag sein Anteil an der Gesamtproduktion 1982 mit 8,5 Milliarden bei über 82 Prozent. Der Produktionswert von Büromaschinen verringerte sich dagegen um 8,7 Prozent auf 1,8 Milliarden Mark (siehe Grafik 1).

Den Berechnungen der VDMA zufolge hat sich der Produktionswert für Software von 1980 bis 1982 nahezu verdoppelt und erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von rund 6,8 Milliarden Mark.

Starkes Interesse Im Ausland

Dieses relativ zufriedenstellende Gesamtergebnis kann Stähler zufolge jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch die Büro- und Informationstechnik von der Rezession erfaßt wurde. Der positive Eindruck entstehe vor allem durch die "kräftige Nachfrage aus dem Ausland", die mit acht Milliarden Mark zu Buche schlage, was einer Zuwachsrate von 10,4 Prozent entspreche.

In diesem Zusammenhang warnte der Vorstandsvorsitzende jedoch vor der zunehmenden Bereitschaft der deutschen Partnerländer, Handelsbilanz- und Währungsprobleme "durch protektionistische Aktivitäten" lösen zu wollen. Um diesen Bestrebungen wirkungsvoll entgegentreten zu können, rechne er auch auf die Hilfe der deutschen und europäischen Behörden (EG) in Brüssel. Ein offener und freier Welthandel sei für die inländische Büro- und Informationstechnik lebensnotwendig weger ihrer Einbettung in die internationale Arbeitsteilung.

US-Importe dominierten

Die Importe von Büromaschinen und DV-Geräten sind nach Berechnungen des VDMA 1982 nur um 5,6 Prozent auf knapp 8,4 Milliarden Mark angestiegen. Dabei dominierten nach wie vor die Einfuhren aus den USA mit einem Anteil von 38 Prozent an den Gesamtlieferungen von Büromaschinen und DV-Geräten in die Bundesrepublik. Frankreich baute seinen Platz als zweitgrößter Importeur um ein Prozent auf knapp 14 Prozent aus, gefolgt von Großbritannien (12 Prozent). Der japanische Anteil erscheint mit neun Prozent relativ gering, eine weitere Aufschlüsselung des statistischen Zahlenmaterials ergibt jedoch ein anderes Bild: Die Einfuhren von Nippon-Equipment erzielten mit einem Zuwachs von 28,7 Prozent geradezu ein Rekordergebnis. Bei Einrichtungen der Datenverarbeitung betrug das Plus sogar 73 Prozent.

Solide Finanzpolitik als Vertrauensbasis

Die Auftragseingänge für die Gesamtbranche zeigten Stähler zufolge im letzten Quartal des vergangenen Jahres eine spürbare Belebung des Marktes. Auch die vorläufigen Zahlen über die Auftragsentwicklung zu Beginn dieses Jahres, also nach Auslaufen der Investitionszulage, scheinen eine Fortsetzung des Aufwärtstrends zu bestätigen. Allein im Bereich der Datentechnik weisen die Statistiken für den Zeitraum von Dezember 1982 bis Februar 1983 ein Plus von 21 Prozent aus. Dieser Umsatz soll sich bereits im Frühjahr in Umsatzsteigerungen niederschlagen.

Trotz dieser "Zeichen für eine konjunkturelle Belebung" kann nach Ansicht Stählers nicht erwartet werden, daß der Investitionsstau der vergangenen Jahre nun innerhalb kurzer Zeit zu beseitigen sei. Bekräftigt der VDMA-Chef: "Weite Teile der Bevölkerung haben erkannt daß Anspruch und Leistung auf der Basis einer soliden Finanzpolitik wieder zur Deckung gebracht werden müssen, damit Vertrauen wachsen und der Weg aus der schweren wirtschaftlichen Krise gefunden werden kann."

Neben den wirtschaftlichen Aspekten sei auch der "human-soziale Aspekt" zu sehen: Neue Medien und Technologien ersetzten in erster Linie "Routinefähigkeiten" und ebneten den Weg zu höher qualifizierten Arbeitsplätzen. Die Geräte und Systeme würden immer benutzer- und bedienungsfreundlicher. In Amerika und Japan sei die Mikroelektronik bereits zu einem "Symbol für Fortschritt und Zukunft" geworden. Es bleibe zu hoffen, so Stähler, daß diese positive Einstellung zur Zukunft auch bei uns stärker um sich greift.

Niveau der Interessenten merkbar verbessert

Die Beurteilung der von der Fachgemeinschaft befragten Mitgliedsfirmen schwankt zwischen "besser als im Vorjahr" und "hervorragend". Bemerkenswert sei der hohe Anteil des kaufinteressierten Fachpublikums.