VDEB: Interne Weiterbildung beugt IT-Fachkräftemangel vor

26.03.2008
Von Richard Knoll
Vor allem für mittelständische Unternehmen wird der Mangel an IT-Fachkräften zunehmend zum Problem. Der Verband IT-Mittelstand (VDEB) sieht die Lösung dafür weniger im Anwerben ausländischer IT-Profis, sondern vielmehr in unternehmensinterner Weiterbildung.

Einer Studie des Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge werden etwa 25 bis 30 Prozent aller Firmenmitarbeiter, die sich mit geschäftskritischen Systemen auskennen, innerhalb der kommenden fünf Jahre in Rente gehen. Geeigneter Nachwuchs ist den Experten zufolge rar. Zudem sind sich laut VDEB die meisten Unternehmen nicht darüber im Klaren, welches Know-how und welche Fähigkeiten auch in den nächsten Jahren tatsächlich von Belang sein werden. Dies gefährde den generationsübergreifenden Wissenstransfer.

Firmen wünschen sich als Fachkräfte vor allem Hochschulabsolventen, darunter Informatiker, Ingenieure, IT-Systemkaufmänner und Software-Entwickler. Daneben gibt es aber auch genügend andere Anforderungen, die ein Bewerber erfüllen muss. So verkörpern Akademiker, die neben IT-Know-how auch Sprachkenntnisse mitbringen und darüber hinaus Erfahrungen aus anderen Wissensgebieten vorweisen können, die ideale Besetzung für die insgesamt rund 25 000 offenen Stellen in der Branche. Laut den aktuellen Marktzahlen des VDEB haben Führungsqualitäten und Kommunikationsfähigkeit heutzutage den größten Stellenwert. Außerdem sind Fachkenntnisse im Projektmanagement sowie im Vertrieb und Marketing sehr gefragt.

Priorität für inländische Fachkräfte

VDEB-Chef Grün ist gegen eine europäische Blue-Card-Regelung.
VDEB-Chef Grün ist gegen eine europäische Blue-Card-Regelung.
Foto: Oliver Grün

Der VDEB spricht sich strikt gegen das Hinzuziehen ausländischer Fachkräfte aus, wie es zuletzt im Rahmen einer europäischen Blue-Card-Regelung diskutiert wurde. Dem Verband zufolge bestehen hierzulande genügend Möglichkeiten, dem akuten Mangel an IT-Kräften entgegenzuwirken. "Vielmehr ist auf die Weiterqualifizierung von inländischen und europäischen IT-Fachkräften zu setzen und das bestehende Potenzial systematisch weiter auszubauen", erklärt Oliver Grün, Vorsitzender des VDEB. Hierbei verweist Grün auf das aktuelle Positionspapier "pro IT-Mittelstand" des VDEB.

Besonders das Potenzial nicht-akademischer Fachkräfte müsse intensiver ausgeschöpft werden, beispielsweise durch das Beseitigen von Bildungsbarrieren, damit sie über Weiterqualifizierung Zugang zu akademischen Abschlüssen erhielten. Weiterhin könne auch die Fortbildung zum IT-Professional von den IHKs zu den Fachhochschulen verlagert, und so ein Ausbau zum Bachelor-Abschluss ermöglicht werden.

Hochschulwissen reicht nicht aus

Die direkte Weiterbildung von Angestellten im Unternehmen ist laut VDEB fast unvermeidlich, da das theoretische Wissen, das Hochschulabgänger während des Studiums erwerben, meistens für die speziellen Ansprüche in der Praxis nicht ausreiche. Als Weiterqualifizierungsmöglichkeit für Mitarbeiter empfiehlt der VDEB unter anderem den "Führungsführerschein für die IT", der von der TOP Management GmbH angeboten wird. Bei dem elftägigen Präsenzseminar wird Informatikern, IT-Kaufleuten und anderen IT-Beruflern die Möglichkeit geboten, die Grundlagen der Mitarbeiterführung zu erlernen und so ihre Fähigkeiten weiter auszubauen, um in einem mittelständischen Unternehmen Projektverantwortung übernehmen zu können.