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VATM kritisiert TK-Politik der Bundesregierung

12.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) rechnet in diesem Jahr noch mit keiner Verbilligung von Ortsnetzgesprächen aufgrund der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) (Computerwoche online berichtete). Das Gesetz sieht ab Dezember die Einführung des Call-by-Call-Verfahrens auch im Ortsnetz vor. Bislang war die Option der freien Wahl eines Providers vor jedem Telefonat durch die Vorwahl einer ihm zugeordneten Nummer nur bei Ferngesprächen möglich.

Grützner glaubt jedoch nicht, dass es dieses Jahr schon zu Preissenkungen kommt, weil die technischen Details zur Einführung der freien Betreiberwahl von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) erst noch definiert werden müssen. In der Folge hat dann die Telekom, die über die Infrastruktur in den Ortsnetzen verfügt, ihren Wettbewerbern Vorschläge über Preise und Konditionen zu machen. Sollte dabei keine Einigung erzielt werden, muss die RegTP eine Lösung herbeiführen. Davon ist auszugehen, da die Telekom in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen immer eine Verzögerungstaktik angewendet hat.

Der VATM kritisiert, dass bislang kein solches Gesamtpreiskonzept existiert, das die Unternehmen aber dringend zur Planungssicherheit benötigen. "Blinder Aktionismus statt kontinuierlicher Wettbewerb wird weitere Investoren verunsichern, und es droht weniger statt mehr Wettbewerb", warnt Grützner. Die Schuld gibt er der Bundesregierung, die sich weigere, ein schlüsselfertiges Konzept zur Einführung von Carrier-Selection im Ortsnetz und zur gleichberechtigten Förderung von Dienste- und Infrastrukturwettbewerb vorzulegen. (pg)