Vage Angaben von Gates zu OS2-Produkten

04.08.1989

MENLO PARK (IDG) - Microsofts geplante Auslieferung einer kompletten Applikationsfamilie für die Betriebssysteme Windows und OS/2 verzögert sich. Bislang ist nur für ein Windows-Produkt eine Markteinführung vor Ende des Jahres versprochen.

Bill Gates, CEO und Chairman bei Microsoft, gab als Grund für die zögerliche Markteinführung der OS/2-Produkte die Konkurrenz im eigenen Haus durch Windows-Applikationen an. Noch zu Ende des Jahres oder Anfang 1990 könne man aber mit einer kompletten OS/2-Produktfamilie rechnen.

Nur Powerpoint - bisher bekannt als Präsentationssoftware für den Macintosh - werde für Windows sicher Ende des Jahres 1989 erhältlich sein, versprach er. Anhänger des Konkurrenzproduktes zum Presentation Manager könnten ihr MS-Word zu Beginn des kommenden Jahres in die grafische Benutzeroberfläche einbinden. Die angekündigte Word Version soll zum selben Zeitpunkt wie Windows 3.0 ausgeliefert werden.

Abgesehen von Terminschwierigkeiten schafft sich Microsoft möglicherweise mit der Windows-Version 3.0 ein neues Problem im eigenen Lager: Anwender könnten in einen Entscheidungszwiespalt geraten, ob sie sich für OS/2-Presentation-Manager- oder für Windows-Produkte entscheiden sollen. Bill Gates glaubte wohl, hier Hilfestellung leisten zu

können, als er meinte, die Kaufabwägung zwischen Windows- beziehungsweise OS/2-Produkten werde sich durch Verbesserungen bei Windows noch erschweren. "OS/2 ist jedoch viel mächtiger, wohingegen Windows dem Anwender ein extrem leistungsfähiges Werkzeug an die Hand liefert". Dies zur Klarstellung.

Die von Microsoft avisierte Produktpalette, sowohl für die Macintosh- als auch für die Windows- und OS/2-Umgebung, umfaßt ein Project Management Tool, Electronic Mail, eine Datenbank und die Applikationen Excel, Word und Powerpoint.

Microsoft hat zwar keine definitiven Daten für die Auslieferung der Windows- und OS/2-Produkte veröffentlicht. Trotzdem argwöhnt man in Insiderkreisen, daß die Firma beim Entwickeln von Applikationen für diese Oberflächen in gewisse Probleme geraten ist.

Die Crux liegt wieder einmal bei den Speichererfordernissen. Sind Windows und eine Applikation geladen, bleibt im maximal von DOS verwaltbaren 640-KB-Bereich kaum mehr Platz. Die deshalb erforderlichen Swapping-Aktionen von Datenmaterial auf die Festplatte oder in Extended- beziehungsweise Expanded-Memory-Gefilde bremsen die Rechnergeschwindigkeit erheblich ab. Die Version 3.0 von Windows - zur Markteinführung für das vierte Quartal 1989 vorgesehen - soll hier Abhilfe schaffen.