User zeigen kein Interesse an Anwenderkonferenz CASE-Anbieter Knowledgeware muss 300 Kuendigungen aussprechen Von CW-Mitarbeiter Alexander Deindl

18.06.1993

MUENCHEN - Die AD/Cycle-Kooperation mit IBM hat der Knowledgeware Inc., Atlanta, Georgia, bisher kein Glueck gebracht. So musste der CASE-Anbieter kuerzlich mehrere hundert Mitarbeiter entlassen und ein fuer Ende Mai angekuendigtes User-Meeting aufgrund mangelnden Interesses absagen.

"Knowledgeware befindet sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozess", begruendet Juergen Gallmann, Leiter des Produkt-Managements, den Entschluss seines Unternehmens, weltweit rund 300 Mitarbeitern den Laufpass zu geben. Der Rueckgang des Mainframe-Geschaefts sei unaufhaltsam, die Aktualisierung der Produktpolitik daher ueberfaellig.

Zwar betont das Unternehmen, weiterhin eng mit der IBM zusammenzuarbeiten, doch ebenso sind Kooperationen mit Microsoft bezueglich Windows NT sowie mit Hewlett-Packard und Oracle im Gespraech. Betroffen von der Entlassungswelle waren nach Angaben von Gallmann hauptsaechlich Angestellte der Abteilungen Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Vertrieb.

Um die CASE-Umgebung ADW, Version 2.7, termingerecht ausliefern zu koennen, hatte Knowledgeware das Entwicklerteam laut Gallmann kurzfristig auf 190 Mann aufgestockt. "Auch wurde", so der Produkt-Manager weiter, "ein grosser Teil der Programmierer freigesetzt, da diese reine OS/2-Entwickler waren, man jedoch mehr Unix- und Windows-Spezialisten brauchte." Ferner wolle Knowledgeware sich konzentrierter dem Bereich Objektorientierung widmen. Die gekuendigten Marketing- und Vertriebsleute hingegen sind anscheinend sichtlich der strategischen Entscheidung zum Opfer gefallen, kuenftig mehr mit OEMs zu agieren.

Spektakulaer verliefen offenkundig einige Entlassungen in Deutschland. Werner Loechle, Senior Vice-President Business Development, raeumt ein, dass zwei Mitarbeiter ihre Kuendigungen innerhalb kuerzester Zeit per Fax erhalten haben. Verantwortlich dafuer sei jedoch der Exklusivdistributor Ernst & Young gewesen, dessen europaeische Niederlassungen Knowledgeware Anfang Maerz dieses Jahres uebernommen hat. Ausserdem habe man die betroffenen Personen zuvor telefonisch ueber die anstehende Entlassung unterrichtet.