Anbieter von Mehrplatzsystemen propagieren die "totale Integration":

User steigen bei PPS-Lösung oft zu hoch ein

12.09.1986

Bei der Planung von PPS-Systemen fragt der DV-Technisch nicht versierte Anwender oft nach Netzwerk-Lösungen. Meist kommt ein mittelständisches Unternehmen jedoch In den ersten zwei bis drei Jahren ohne eine solche relativ teure Lösung aus, meint Götz Mosig.

Die ersten Basic-Gehversuche im Bereich der Fertigung waren gekennzeichnet durch Mißtrauen in die Machbarkeit, durch fehlende Rechnerkapazitäten und die geringe Möglichkeit, auf die Stammdaten im Host zuzugreifen. Auch waren Laufzeiten von bis zu 36 Stunden bei der Stücklistenauflösung keine Seltenheit. Nach Einsatz eines Basic-Compilers und Einsatz eines PCs je Werk erfolgte die Stücklistenauflösung in 3,5 Stunden, was für die Arbeitsvorbereitung im Tagesablauf akzeptierbar schien.

Ein Mangel der ersten PPS-Systeme war die, fehlende Überschaubarkeit, denn fremde Basic-Programme bereiten Schwiericrkeiten bei der Pflege.

So erfolgte alsbald ein Redesign und die Umstellung auf Mikrocomputer. Die Insellösung blieb aber erhalten.

Dammit kämpfen, auch noch die heutigen Systeme.

Alsbald zeigte sich in der industriellen Praxis daß ein komplexes Ferügungssystem mit modernen Software-Entwicklunggtools erstellt werden sollte, um die Anpassung und Einbettung in die Umwelt zu ermöglichen.

Stichppunktartig seien genannt:

-Bildschirmsteuerung;

-Menüsteuerung mit Overmenüs, um Subsets implementieren zu können;

-Datenbanksystem mit vielen Funktionen, aber überschaubar;

-Segmentierung der Programme, was eine höhere Programmiersprache erfordert, zum Beispiel Pascal;

-Auswahl des richtigen Pascal-Dialektes;

-Kopierschutz;

-rechnerinterne Dokumentation und Help-Funktionen;

-Demo-Versionen mit Stammdaten;

-Handbücher nach US-Standard.

Eine wesentliche Schwierigkeit von PPS-Systemen auf PC-Basis ist ihre Vermarkung, denn die Entscheidungsphase kann ein bis zwei Jahre dauern und erfordert qualifizierte Berater, über die ein PC-Händler oft nicht, verfügt. Außerdem will die erforderliche Integration mit dem Host, mit CAD-Systemen, mit der Betriebsdatenerfassung und der Finanzbuchhaltung erst einmal finanziert werden.

Als kompetenter Berater kann beispielsweise ein Anwender fungieren der sein System in der Prraxis bereits hochgefahren und alle wesentlichen Funktionen im Griff hat; Erfahrungen mit reinen Demo-Versionen oder Messe-Installationen reichen nicht aus, um kompetent zu sein.

Bei der Planung von PPS-Systemen fragt der unkundige Anwender zumeist nach Netzwerk-Versionen. Oft kommt ein mittelständisches Unternehmen jedoch in den ersten zwei bis drei Jahren ohne eine solche Lösung aus. In der ersten Zeit bis zur Stabilisierung des PPS-Systems sollten die Schnittstellen per Beleg- oder Diakettenaustausch realisiert werden. Wächst du Datenvolumen, sind Überstunden in Spitzenzeiten oft realistischer als eine Vernetzung. Diese erfordert mündige Anwender.

Doch die DV-Industrie propagierte bislang etwas anderes. Besonders die Anbieter von Mehrplatzsystemen, wie etwa Nixdorf, propagieren die totale Integration um dadurch die PC-Lösungen ins Abseits zu stellen. Dieses Argument zieht jedoch nicht mehr. Inzwischen können maßgeschneiderte PPS-Systeme schrittweise aufgebaut werden Ein Redesign bahnt sich deshalb an. Dahinter steht auch die Vorstellung, in den neunziger Jahren auf Unix umzusteigen und eine gut durchdachte Benutzeroberfläche zu bieten.

Nach wie vor wird ein PPS-System den Entwickler zumindest für einige Zeit vor Ort erfordern. Dies erklärt auch, warum selbst Spitzensysteme nicht über zehn, bis zwölf installationen pro Jahr hinauskommen. Nur in Ballungsgebieten mit einem genügend großen Potential scheint es sich zur Zeit zu lohnen, ein kleines und schlagkräftiges Team von profi-Verkäufern, Entwicklern und Systemplanern bereitzuhalten und auszulasten. Gelöst werden muß in jedem Fall der Engpaß "Verkäuferkompetenz".