User sehen in Microsofts Advanced Server nur einen Applikations- Server Zwei Drittel der US-Anwender setzen weiterhin auf Netware

21.01.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Mit dem Windows NT Advanced Server (NTAS) will Microsoft in den Kernbereich des Netzwerk-Business vorstossen. Geteilte Meinung herrscht in Analystenkreisen allerdings darueber, ob es der Gates-Company wirklich gelingt, mit NTAS Novells Dominanz in diesem Marktsegment aufzubrechen.

So schaetzen die Auguren der Forrester Research Inc. nach einer Befragung von IS-Managern der Fortune-1000-Unternehmen in den USA die Chancen fuer Microsofts Netzwerk-Betriebssystem eher schlecht ein. Fast zwei Drittel der befragten DV-Leiter sehen derzeit keinen Grund dafuer, die bereits installierten Netware-Server zugunsten des Advanced Servers auszutauschen.

Ihre Skepsis gegenueber dem Windows NT Advanced Server begruenden die Anwender vor allem damit, dass die Plattform hauptsaechlich ein Applikations-Server und daher nicht zum Aufbau eines unternehmensweiten Netzes geeignet sei. Darueber hinaus habe Microsoft, so die Forrester-Studie weiter, immer noch mit dem Image des erfolglosen LAN Managers zu kaempfen.

Analysten vermissen Netz-Management-Tools

Erschwerend kommt fuer die Gates-Mannschaft hinzu, dass die Netz- Manager, so Paul Callahan, Netzwerkanalyst bei Forrester Research, genau wissen, dass ein unternehmensweites Client-Server-Computing nur mit einem Betriebssystem realisierbar ist, das das Netz als Ganzes betrachtet.

Der Grossteil der befragten Unternehmen will denn auch in den naechsten zwoelf bis 18 Monaten auf Netware 4.0 upgraden und der Company aus Utah treu bleiben, falls das angekuendigte Netware 4.1 haelt, was Novell verspricht. Fuer den Forrester-Analysten ist Novell deshalb auch mit einer langsamen, aber nicht zu stoppenden Dampfwalze vergleichbar, die die Konkurrenz unaufhaltsam ueberrollt.

Eine Chance fuer Microsoft, den Koloss zu stoppen, sieht Callahan auf dem Gebiet des System-Managements und im Bereich der Directory-Services. Deshalb solle die Gates-Mannschaft lieber ihr Management-System Hermes weiterentwickeln, als den Anwendern andauernd von dem objektorientierten Filesystem des NT-Nachfolgers Cairo vorzuschwaermen, so der Rat des Analysten. Denn wenn Hermes mit seinen momentanen Features ausgeliefert werde, erwartet Callahan eine grosse Enttaeuschung bei den Anwendern, da die Plattform auf das Desktop-Konfigurations-Management und die Softwaredistribution begrenzt sei.

Allerdings vermisst der Marktforscher auch bei Novells eigenem NDMS momentan zahlreiche Management-Features. Wenn es Novell gelingt, mit der Version 4.1 von Netware die Directory-Services entscheidend zu verbessern, sieht Callahan fuer Microsoft allerdings wenig Chancen im Netzbereich.

Unabhaengig davon ist fuer den Analysten auch ein ganz anderes Szenario vorstellbar: Die Grossanwender zeigen kuenftig sowohl Microsoft wie auch Novell die kalte Schulter und wenden sich den Netzwerkplattformen von IBM, Sun oder Hewlett-Packard zu.