User drängen Siemens zum Handeln

05.10.1979

FRANKFURT (je) - Rund drei Viertel der Entwicklungsanträge, die das Siemens-Computer-User-Team (SCOUT) im Berichtsjahr 1978/79 an Siemens stellte, wurden positiv aufgegriffen. Die Kritik, die SCOUT am Verhalten des Hardware-Produzenten übt, richtet sich gegen zu lange oder überhaupt nicht definierte Realisierungszeiten und die Schwierigkeiten bei der Umstellung von BS1000 auf BS2000. Einen Tag nach der Mitgliederversammlung - sie wählte einen neuen SCOUT-Vorstand - tagte in Frankfurt auch der Führungskreis von SCOUT und beschäftigte sich mit Spezialthemen.

Mit und ohne unmittelbare Beteiligung von Siemens hat SCOUT über das Berichtsjahr 78/79 hinweg etwa 60 Arbeitstagungen durchgeführt, auf denen Siemens-EDV-Produkte zur Diskussion standen. Als Teilergebnis dieser Erörterungen hat SCOUT etwa 140 Entwicklungsanträge zu Siemens-Software-Funktionen eingebracht. Sie enthielten Forderungen nach Verbesserung bestehender wie auch völlig neuer Produkte - so verlangt SCOUT beispielsweise ein neues Remote-Spool-System.

Siemens ist auf diese Forderungen weitgehend - zu 75 Prozent - eingegangen, läßt aber nach SCOUT-Meinung bei der Realisierung die notwendige Eile vermissen. Der neue SCOUT-Vorstand besteht aus dem bisherigen Vorstandssprecher Bert van Rennings (Dresdner Bank), den ebenfalls wiedergewählten Jürgen Janck (BfA) und Werner A. Graml (ESG/FEG) sowie dem neugewählten Maurice Nicollier von der Züricher Telekurs AG.

Für das nächste Berichtsjahr wurde von den Arbeitskreisleitern - es gibt acht Arbeitskreise, die zum Teil in Arbeitsgruppen weiter gegliedert sind - ein umfangreiches Arbeitsprogramm vorgestellt. Alle Arbeitskreise wollen sich mit den Testmethoden vor Kundenfreigabe der von ihnen betreuten Software-Produkte befassen und Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Auch die Durchforstung des Ausbildungsprogramms hinsichtlich Vollständigkeit und zweckmäßiger Funktionsgliederung hat man sich vorgenommen.

Auf dem Programm des SCOUT-Führungskreises standen unterschiedliche Themen. So berichtete ein Anwender von den Möglichkeiten und Grenzen eines Projekt-Steuerungssystems. Ein SCOUT-Mitglied referierte über seine Erfahrungen mit dem bei Siemens in Frankfurt erstmals eingeführten Systemdienst - kombinierte Hard- und Software-Wartung - und kam zu einem positiven Ergebnis.

Siemens präsentierte vor dem Führungskreis die Einsatzmöglichkeiten seiner neuen Serie 7.5XX und diskutierte mit den Teilnehmen darüber. Kritik war von SCOUT zu hören, weil Siemens "den bisherigen BS1000-Kunden mit der notwendigen auf BS2000 eine Nagelkette vor die Nutzungsmöglichkeiten diese sehr preisgünstigen Systems gelegt hat". Die sich daran anschließende Diskussion um die Umstellungsmöglichkeiten von BS1000 nach BS2000 ergab, daß hier von Siemens die Systemunterstützung noch erheblich verbessert werden muß.