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USA wollen chinesische Firewall untertunneln

17.04.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das US-amerikanische International Broadcasting Bureau (IBB) will chinesischen Internet-Nutzern den Zugang zu Webinhalten möglich machen, die unter die Internet-Zensur der Chinesischen Regierung fallen. Um interessierten Chinesen ein "Portal zur Demokratie" zu bieten, gaben die Propaganda-Fachleute eine eigene Software in Auftrag. Das jetzt vorgestellte Programm ermöglicht PC-Anwendern mit Windows XP oder 2000, einen einfachen "Circumvention Web-Server" aufzusetzen, der quasi als Tunnel durch die vom chinesischen Staat betriebene Firewall fungiert. Damit will das IBB den Millionen chinesischer Surfer amerikanische Nachrichten und Propaganda zugänglich machen.

Neu an der Software ist vor allem die Benutzerfreundlichkeit. Die Software erlaubt die einfache Installation eines Mini-Web-Servers, dessen Zweck nur darin besteht, die Verbindung zu anderen Servern außerhalb der Firewall aufzunehmen. Dazu präsentiert er dem Benutzer hinter der Firewall ein Formular, in das er nur die gewünschte Internet-Adresse eingeben muss. Die Benutzung dieses Umgehungs-Servers ist mit bestehender Blocking-Software nicht nachweisbar. Das jedenfalls verspricht der Entwickler der "Tunnelsoftware", Bennett Haselton. Er weist jedoch auch darauf hin, dass Benutzer nicht wirklich sicher vor Entdeckung sind.

Diese Auskünfte dürften jedoch eher an amerikanische Teenager gerichtet sein, die der Bevormundung durch Eltern, Schulen und Behörden überdrüssig sind - denn soviel ist klar: auch sie können mit dem Programm die verbotenen Seiten des Web erkunden. Unklar ist hingegen bislang, wie interessierte Surfer auf der anderen Seite der Chinesischen Mauer im Web von den neuen Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung überhaupt erfahren sollen.

Eine pikante Note bekommt die Angelegenheit dadurch, dass hier mit amerikanischer Unterstützung ein Zensurriegel im Web geknackt werden soll, der mit technischer Ausrüstung von zahlreichen amerikanischen Firmen aufgebaut wurde, wie Amnesty International bereits Ende November mitteilte. (uk)