Halbleiterflaute fordert weitere Produktionsdrosselungen:

USA erwägen Hemmnisse für Japan-Chips

15.03.1985

NEW YORK (cw) - Die jetzt in Kraft getretene Abschaffung der Einfuhrzölle für Halbleiter in Japan und den USA wird den mit Schwierigkeiten konfrontierten US-Herstellern keine große Erleichterung bringen.

Die Einsparungen, die die amerikanischen Produzenten bei der Einfuhr der in ihren Auslandswerken gefertigten Halbleiter erzielen, werden in der Branche auf etwa 100 Millionen Dollar pro Jahr veranschlagt. Hinsichtlich der gegenseitigen Marktdurchdringung dürften die Japaner, die etwa 15 Prozent Marktanteil in den USA einnehmen, eher profitieren als umgekehrt.

Die Möglichkeit von Einfuhrrestriktionen der USA für japanische Halbleiter hat der Chairman der National Semiconductor Corp., Peter Sprague, jetzt erstmals offen ausgesprochen. Das wachsende Defizit der USA im bilateralen Handel könnte die US-Hersteller zu entsprechenden Forderungen an Washington veranlassen, falls die Japaner sich keine Zurückhaltung auferlegen.

Damit würde auch eine traditionell den Freihandel hochhaltende Bastion, wie die High-Tech-Industrie im Silicon Valley, dem Protektionismus verfallen. Die Wende im US-amerikanischen Handel mit Spitzentechnologie wurde 1984 offenkundig, als die USA erstmals mit 6,8 Milliarden Dollar ins Defizit rutschten. Für 1985 malen US-Auguren einen Rekord-Fehlbetrag von 20 Milliarden Dollar bei Spitzentechnologie gegenüber Japan an die Wand.

Im Zuge der anhaltenden Halbleiterflaute in den USA haben jetzt zwei weitere Unternehmen die Drosselung der Produktion angekündigt. Die Philips-Beteiligungsgesellschaft Signetics Corp. will 400 Beschäftigte freisetzen und ab April einige Werke für ein oder zwei Wochen schließen, kündigt ein Unternehmenssprecher an. Wacker Siltronic Corp., die in den USA Wafer herstellt, wird in ihrem Werk in Portland/Oregon 835 Beschäftigte im März für eine Woche beurlauben. Der Umsatz dieser US-Tochter von Wacker Chemie lag 1984 bei über 120 Millionen Dollar, schwächte sich jedoch im ersten Quartal dieses Jahres deutlich ab.