Wirtschaftskrise erzeugt Trend zum Outsourcing

USA: Die Networker müssen den Gürtel jetzt enger schnallen

08.02.1991

FRAMINGHAM - Für Netz-Manager sind in den Vereinigten Staaten harte Zeiten angebrochen. Eine Studie der "Network World" hat ans Licht gebracht, daß aufgrund der angespannten Wirtschaftslage in Amerika viele Unternehmen jetzt den Rotstift in den Networking-Abteilungen ansetzen.

Die Netz-Verantwortlichen in den USA müssen mit einer ungewohnten Situation fertig werden: Die goldenen Zeiten der 80er Jahre, als die Networking-Divisions wegen ihrer "Aufbauarbeit" für die Unternehmen von wirtschaftlichen Schnitten verschont blieben, sind offensichtlich vorbei. Indizien dieser Entwicklung sind vier Faktoren: 1990 ist die Wachstumsrate für Gehälter zurückgegangen; die Budgets der Abteilungen wurden häufig reduziert oder stagnierten; zahlreiche Unternehmen haben Netzwerk-Personal entlassen oder die Netz-Administration ausgelagert.

Eine Analyse der Gehälter hat ergeben, daß amerikanische Netz-Manager im Jahr 1990 durchschnittlich 59 000 Dollar verdient haben. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr nur einer Steigerung von zwei Prozent - also einem Wachstum, das unter der Teuerungsrate von 6,1 Prozent in den USA und einem erwarteten Zuwachs von sechs Prozent lag.

Skeptisch geben sich die Befragten bei der weiteren Entwicklung der Networking-Divisions in den Unternehmen. 60 Prozent rechnen aufgrund der ökonomischen Talfahrt der US-Wirtschaft fest mit Kürzungen ihrer Budgets. Tatsächlich ziehen zahlreiche Unternehmen derzeit wegen der düsteren Wirtschaftsprognosen die Kostenbremse. Der Gürtel wird insbesondere in Bereichen enger geschnallt, wo Personal abgebaut oder Kosten durch Outsourcing eingespart werden können. In diese Kategorie fallen vor allem die bislang weitgehend unangetastet gebliebenen Netzwerk-Abteilungen.

"Viele Netz-Spezialisten wurden bisher als Overhead in den Unternehmen mitgeschleppt", erklärt Chris Hartman, früher selbst Netz-Manager und heute als freier Berater tätig, die Situation und fährt nüchtern fort: "Wenn die Zahlen rückläufig sind, wird der Overhead als erstes abgestoßen." Folge: Die Networker sind von Maßnahmen wie Kündigung, Umstrukturierung oder Vergabe der Netzverwaltung an private Anbieter betroffen.

Hartman sieht in der Industrie einen klaren Trend in die Richtung, Personal abzuspecken und die Aufgaben der Entlassenen auf den verbliebenen Netzwerk-Stab zu verteilen. Diese Entwicklung wird auch durch die Studie untermauert: Bestand laut Umfrage von 1989 die Networking-Crew eines Unternehmens durchschnittlich aus elf Personen, so hat sich die Zahl 1990 auf sieben Mitarbeiter reduziert, deren Gehälter aber kaum angehoben wurden.

Neben Entlassungen oder der Unterbringung von Netz-Spezialisten in anderen Unternehmensbereichen im Zuge der Reorganisation, wird der Branche außerdem durch Outsourcing-Tendenzen das Wasser abgegraben.

Das wachsende Angebot von Anbietern für externes Netz-Management veranlaßt mehr und mehr Companies diesen Bereich auszulagern, weil die Kosten billiger sind als der Unterhalt einer eigenen Netzmannschaft. Diese Entwicklung ist laut "Network World" bisher besonders im Transport- und Finanzwesen zu beobachten.

Spürbar dürfte das Zudrehen des Geldhahns aber auch für das Netzwerk-Personal werden, das die Arbeitsplätze behalten hat. Die meisten Unternehmen neigen nämlich dazu, so die Umfrage, das Budget für Reisen und Fortbildung erheblich zu kürzen.

Darüber hinaus wollen die Companies auf weniger Messen ausstellen und die Zahl des benötigten Netzwerk-Personals für diese Anlässe verringern.