USA: 14 Millionen Angestellte werden bespitzelt

02.08.2001
Amerikanische Chefs sind besonders misstrauisch: Nirgendwo in der Welt sind die Überwachungsmaßnahmen so ausgeprägt wie in den USA. Mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmer mit Internet-Anschluss müssen damit rechnen, dass ihre E-Mails und die von ihnen besuchten Web-Seiten an Dritte weitergeleitet werden.

Eine Studie der US-Verbraucherschutzorganisation Privacy Foundation hat herausgefunden, dass 14 Millionen Angestellte in den USA während der Arbeitszeit beobachtet werden. Dabei interessieren den Arbeitgeber vor allem die Inhalte von E-Mails und besuchte Webseiten; die für diesen Zweck am häufigsten benutzte Softwareprogramme heißen Websense und Mimesweeper. Nach Angaben der Vertreiber dieser Programme zählen zu den wichtigsten Kunden Unternehmen wie 20th Century Fox, Glaxo Wellcome, Nike, Duracell, Barclays, Marriott, Texaco, American Express, Premera Blue Cross und Zenith Electronics. In regierungsnahen Kreisen findet die Software Einsatz in der US Army, bei Small Business Administration, im Nationalpark-Service und in den Verwaltungsämtern der Stadt Boston.

Warum greifen Arbeitgeber zu derart drastischen Methoden der Mitarbeiterkontrolle? Nach Aussage der befragten Unternehmer fürchten sie nachlassende Produktivität der Arbeitnehmer und Gerichtsverfahren bei im eigenen Unternehmen aufgerufenen Internet-Seiten mit zweifelhaften Inhalten.

Trotz billigerer Software gehen die Marktforscher davon aus, dass die Firmen weltweit 140 Millionen Dollar jährlich für Überwachungssoftware ausgeben. Beispielsweise ließ die US Army kürzlich an 200 000 Arbeitsplätzen Websense installieren, um die Internet-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter jederzeit kontrollieren zu können. Allein dafür wurden 1,8 Millionen Dollar ausgegeben.

Die Schlüsselfrage ist, ob Arbeitgeber ihre Mitarbeiter darüber aufklären sollen, dass sie sie bei der E-Mail- und Internet-Nutzung überwachen. Gerade wegen der Tatsache, dass belastende E-Mails und illegale beziehungsweise in kriminellen Zusammenhang stehende Webseiten Abmahnungen oder gar Kündigungen rechtfertigen, empfehlen die Marktforscher, dass das Personal darüber aufzuklären ist, welche Überwachungssysteme existieren und was sie leisten.

Manche Unternehmen fürchten, dass solche Informationen ihre Mitarbeiter dazu veranlasst, die Kontrollmechanismen zu umgehen. Vielmehr zeigt die Praxis, dass gerade die Kenntnis von Überwachungssystemen auf das Personal abschreckend wirkt, und die Mitarbeiter von nicht erlaubten Zugriffen ins Netz absehen. Die Verbraucherschützer von Privacy Foundation gehen aber noch weiter: Nicht allein die Kenntnis um die Kontrolle reicht aus, die Mitarbeiter sollen auch in die gespeicherten Protokolle einsehen dürfen, um sich gegenüber dem Arbeitgeber gegebenenfalls rechtfertigen zu können oder eine missverständlich aufgefasste Situation aufzuklären.