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Konservative und die verbotenen Früchte des Internet

US-Web-Studie bestätigt alte Vorurteile

02.03.2009
Von pte pte
Einer US-weiten Studie zum Thema Pornokonsum zufolge gehören konservative Menschen zu den intensivsten Nutzern einschlägiger Seiten im Web.

Die Studie von Benjamin Edelman von der Harvard Business School zeigt auch deutlich, dass der Konsum von Videos und Magazinen immer weiter abnimmt und der Porno-Trend eindeutig in Richtung Web geht. Die Studie wurde im "Journal of Economic Perspectives" veröffentlicht. Edelmann, der nebenberuflich als Consultant bei Microsoft und AOL zur Aufspürung von Betrügereien beschäftigt ist, hatte für seine Untersuchung Kreditkartenabrechnungen zwischen 2006 und 2008 mit dazugehörigen Postleitzahlen zur Verfügung. Das Studienergebnis sei nicht wirklich verwunderlich, meint die Psychologin Caroline Erb von der Online-Partneragentur Parship im pressetext-Gespräch.

Das Internet bietet den Konsumenten die Möglichkeit sich in der Anonymität zu verstecken. Es sei also nicht mehr nötig, selbst aktiv zu werden und Barrieren zu überwinden, um an einschlägige Videos oder Magazine zu kommen. "Alles wird frei Haus via Internet geliefert." Bei Konservativen sei häufig eine Verleugnung der eigenen sexuellen Wünsche bemerkbar. Zu Hause werde heilige Familie gespielt, in der Freizeit würden die Wünsche und Sehnsüchte dann erfüllt. "Das ist das klassische Doppelleben", so die Psychologin. Es gebe mehrere Beispiele ganz eigenartiger Biographien unter konservativen Politikern, die im Prinzip auf ein solches Doppelleben hinweisen.

In dem als sehr konservativ geltenden Bundesstaat Utah ist die Zahl der mit Kreditkarten zahlenden Konsumenten von Pornowebsites mit 5,47 auf 1.000 Breitbandnutzer US-weit am höchsten. Die wenigsten Internetuser auf einschlägigen Seiten finden sich mit 1,92 im Bundesstaat Montana. Im relativ starken Mittelfeld - auf Rang zehn bis 41 - liegen die Raten zwischen 2,94 und 2,34. Acht der Top-Ten-Pornonutzer fanden sich in Bundesstaaten, die bei der letzten Wahl überwiegend den konservativen Präsidentschaftskandidaten McCain gewählt hatten. Ausnahmen bildeten Hawaii und Florida. Sechs der zehn geringsten Nutzer-Communitys waren in Bundessstaaten, die Obama bevorzugten. Auffällig war auch, dass Bewohner in jenen 27 Staaten, die gegen die gleichgeschlechtliche Partnerschaft waren, um elf Prozent mehr Porno-Konsumenten aufwiesen. Sehr interessant sei zudem auch die Korrelation von Einwohnern aus Bundesstaaten, deren Slogan "Ich habe konservative Werte über Familie und Heirat" lautet und dem Pornokonsum. Sie surfen 3,6 mal häufiger auf Sexseiten als jene, die diesen Slogan nicht unterschreiben.

"Eine gute Aufklärung zu Hause ist ein wesentlicher Punkt, um mit dem Thema Sexualität offen umgehen zu können und einen natürlichen Zugang dazu zu bekommen", meint Erb. Die Psychologin warnt davor, dass gerade Pornoseiten falsche Ideale vermitteln. Das Tabuisieren schaffe es nicht, das Thema einfach vom Tisch zu kehren. "Je liberaler der Umgang, desto offener wird die Diskussion", so die Expertin. Dazu gehöre auch, den Jugendlichen zu vermitteln, dass das, was auf den einschlägigen Seiten vermittelt werde, nicht der Realität entspreche. (pte)