Kjetil Olsen, Europa-Chef von Elance, darf sich freuen: Die Online-Plattform, die sich auf die Vermittlung von Freiberuflern spezialisiert hat, expandiert in großen Schritten und will nun auch in Deutschland wachsen. Noch stehen die Kalifornier ziemlich am Anfang einer Entwicklung, von der sie meinen, dass sie die Arbeitswelt stark verändern oder gar revolutionieren könnte. Nicht umsonst heißt ihr Motto "Work differently". Elance geht davon aus, dass die Zahl der Selbständigen in den nächsten Jahren weltweit kräftig steigen wird. Das Unternehmen, das 1999 in Mountain View im Silicon Valley gegründet wurde, verzeichnet im ersten Quartal dieses Jahres einen Zuwachs von 52 Prozent an Freiberuflern, die auf seiner Plattform nach Aufgaben Ausschau halten. Die Projektofferten hätten um 60 Prozent zugenommen.
Ein Drittel sind IT-Profis
In Deutschland soll es jetzt richtig losgehen. Hier wurden im ersten Quartal 2013 rund 2500 Projekte ausgeschrieben, 69 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, und es meldeten sich 903 neue Auftraggeber an, was ein Plus von 71 Prozent bedeutet. Über ein Drittel der Freiberufler sind IT-Profis, rund ein Drittel kommt aus dem Designumfeld. Ansonsten wird die Plattform von Vertrieblern, Marketing-Spezialisten, Übersetzern, Servicemitarbeitern im weitesten Sinne und in stark steigendem Maße von Ingenieuren genutzt.
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Alles läuft elektronisch
Das Besondere an dieser Vermittlungsplattform ist, dass die Zusammenarbeit, also die Vermittlung und die Bezahlung zwischen Freiberufler und Auftraggeber, elektronisch abläuft. Firmen dürfen kostenlos und in unbegrenzter Menge ihre Projekte inserieren, und die Freiberufler können dann ihre Angebote abgeben. Sobald sich ein Auftraggeber für einen Freelancer entschieden hat, geht die Zusammenarbeit in einem virtuellen Arbeitsraum auf der Plattform weiter, bis das Unternehmen den Selbständigen nach Abschluss des Projekts für seine Arbeit bezahlt. Um die Zahlungsabwicklung kümmert sich dann wieder Elance. Die Vermittlungsprovision liegt bei 8,75 Prozent. Der feste Wert schafft für Freiberufler und Auftraggeber von vornherein Transparenz.
Dieses Prinzip setzt sich fort. Elance lässt nämlich die Auftraggeber ihre Freiberufler bewerten und umgekehrt. "Zusätzlich zu diesen Indikatoren ist es für Auftraggeber hilfreich, einen Blick auf die Bewertungen und das Feedback früherer Auftraggeber zu werfen, die auf dem Profil des Freiberuflers einzusehen sind", wirbt Olsen.
Gegenseitige Kontrolle
Eine aus deutscher Sicht noch gewöhnungsbedürftige Form der Transparenz dürfte das Instrument des sogenannten Work View sein. Olsen drückt es positiv so aus: "Der Freelancer kann seinen tatsächlichen Arbeitsaufwand in Echzeit transparent machen." Das Tool sei vor allem in Projekten wichtig, die auf Stundenbasis abgerechnet werden. Mit Hilfe regelmäßiger Screenshots innerhalb des virtuellen Arbeitsraums sowie Kommentaren dokumentiere der Freiberufler seine Arbeit und "stellt so sicher, am Ende auch den realen Einsatz bezahlt zu bekommen", lobt Olsen dieses Werkzeug. Der Auftraggeber kann natürlich im Gegenzug seinen Freiberufler ständig kontrollieren und "zeitnah zusätzliche Hilfen und Informationen geben", kommentiert der Elance-Mann die Vorteile von Work View.
Mittelstand ist Hauptkunde
90 Prozent der Auftraggeber sind kleine und mittelständische Firmen. Olsen empfiehlt denn auch, klein anzufangen, das heißt, die Plattform zu testen und zunächst nur einen Freelancer zu engagieren.
Der Elance-Europa-Chef sieht sich als Trendsetter der modernen Arbeitswelt. Er lebt in Oslo, seine Assistentin arbeitet von Bukarest aus, der Designer liefert seine Projekte aus Belgrad, und einige Programmierer sitzen in Asien. Er ist überzeugt, dass sein Unternehmen auch gesellschaftlich viel bewegt, denn die Freiberufler arbeiten von ihrem Ort aus, müssen ihr familiäres Umfeld nicht verlassen und können zum Wohlstand in ihrer Region beitragen.