Netz-Boom überlastet die amerikanischen Ortsnetze

US-Surfern drohen nun Gebühren für die lokale Internet-Anwahl

04.04.1997

Als einer der ersten US-Carrier ging Pacific Telesis jetzt in die Offensive und verlangte von der amerikanischen TK-Regulierungsbehörde Federal Communications Commision (FCC) das Recht, für die örtliche Internet-Einwahl Gebühren zu erheben.

Hintergrund dieser Anfrage sind die massiven Probleme, mit denen sich die US-Carrier seit dem Internet-Boom konfrontiert sehen: Dauer-Surfer blockieren die lokalen Leitungen für den normalen Telefonverkehr. So schätzt man bei Pacific Telesis, daß etwa 20 Prozent der beabsichtigten Telefongespräche in Spitzenzeiten aufgrund überlasteter Switches nicht zustande kommen.

Angesichts der Höhe der geplanten Ortsgebühren können die an die Telekom-Tarife gewohnten Netz-Surfer in Deutschland allerdings nur weinen: Pacific Telesis will für die Einwahlminute im Ortsnetz einen Cent verlangen (umgerechnet also rund 1,7 Pfennig). Damit wäre das Surfen in den USA im Vergleich zu Deutschland immer noch spottbillig. Während hier der Kunde zur Primetime tagsüber 4,80 Mark pro Stunde an die Telekom entrichten muß, würde der US-Anwender lediglich 1,02 Mark zahlen, wenn die FCC die Gebührenpläne genehmigt.

Doch nicht nur die Surfer sollen künftig stärker zur Kasse gebeten werden. Bei der FCC gibt es Überlegungen, die Bevorzugung der Internet-Service-Provider (ISP) beim Zugang zu den lokalen Telefonnetzen zu beenden und die normalen Interconnection-Tarife einzuführen. Während Telefongesellschaften wie AT&T für den Zugang in die Baby-Bell-Netze 0,014 Cent pro Minute berappen müssen, zahlen die ISPs für die gleiche Leistung nur 0,00073 Cents. Dies entspricht etwa einem Discount von 95 Prozent.

Mit der Verteuerung der Internet-Kommunikation hofft die FCC, die Stabilität des Sprachnetzes weiter gewährleisten zu können, ohne daß die Carrier ihre Ortsnetze ausbauen müssen. Als Nebeneffekt glaubt man auch, daß sich so die Erreichbarkeit der Internet-Zugangsknoten verbessert, da sie nicht mehr von Dauersurfern blockiert würden.

Letztere sind allerdings nicht nur den Carriern ein Dorn im Auge. Mit Netcom will einer der ersten Internet-Service-Provider künftig Anwendern, die konstant mit dem Netz verbunden sind, den Zugang kappen. Ähnlich wie andere Provider müßte das Unternehmen nämlich sonst seine Kapazitäten erweitern. Damit kämen auf die ISPs Investitionen zu, die sich durch die geringen Pauschalgebühren nicht finanzieren ließen.