US-Senatsbericht veröffentlicht

US-Senatsbericht veröffentlicht Jahr-2000-Problem: "Europäer sind realitätsfern"

12.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Der US-Senat hat vergangene Woche seinen lange angekündigten Bericht zur Jahr-2000-Problematik veröffentlicht. In den USA selbst erwarten die Verfasser des Reports keine großen Havarien im Zusammenhang mit der Datumsumstellung. Für die restlichen Regionen der Welt und insbesondere für Süd- und Lateinamerika, für Afrika und Asien sehen sie jedoch erhebliche Schwierigkeiten voraus. Diese können von wirtschaftlichen Einbrüchen bis zu sozialen Unruhen reichen.

Der republikanische Senator von Utah, Robert Bennett, sagte bei der Vorstellung des Berichts: "Wir gehen nicht davon aus, daß unser Land von dem Jahr-2000-Problem so heftig betroffen sein wird, daß hieraus für eine lange Zeit desaströse Konsequenzen erwachsen."

Der Co-Chairman des Senatskomitees, das in den USA für das Y2K genannte Computerproblem zuständig ist, warnte auf einer Pressekonferenz gleichwohl vor drei Problemkomplexen: Das US- Gesundheitswesen sei zur Zeit im hohen Maße gefährdet, weil schlecht auf die Datumsumstellung vorbereitet. Der führende Industriezweig der USA sei unter anderem deshalb anfällig, weil 80 Prozent aller Komponenten für Pharmazeutika nicht aus den USA kämen.

Zum zweiten seien einige Regierungsbehörden noch nicht bereit für den Datumssprung. Hier nannte Bennett im besonderen das Verkehrsministerium. Dieses habe die Generalverantwortung für einen Industriezweig, der weit hinterherhinke, wenn es um Y2K- Fitneß gehe.

Drittens sehen die Autoren des Reports http://www.senate. gov/y2k/ Schwierigkeiten in Regionen außerhalb der USA kommen: Kanada, Australien und Großbritannien gehören nach dem vom US- Senat in Auftrag gegebenen Bericht noch zu den am besten auf die Y2K-Umstellung vorbereiteten Ländern. Asien, Latein- und Südamerika sowie Afrika werden als viel gefährdeter eingeschätzt. In Europa seien die Vorbereitungen auf die Datumsumstellung unterschiedlich weit gediehen. Einige Länder in der alten Welt hätten die aus der Computerproblematik resultierenden Effekte unterschätzt und keine ausreichenden Vorbeugemaßnahmen getroffen. Wörtlich schreiben die Autoren: "In gewisser Weise beunruhigend ist, daß praktisch alle europäischen Länder ihr Vertrauen in ihre Computersysteme ausgedrückt haben." Solche Vorschußlorbeeren seien realitätsfern.

So würden beispielsweise 98 Prozent aller untersuchten US- Unternehmen Notfallpläne für die Zeit des Jahreswechsels 1999 auf 2000 aufstellen. In Europa hingegen gelte das nur für 60 Prozent der unter die Lupe genommenen Firmen. Der Senatsreport verweist auf eine Untersuchung der Europäischen Kommission vom Dezember vergangenen Jahres. Auch hierin wird davor gewarnt, daß Mitgliedsstaaten nicht genug getan hätten, um ihre Computersysteme Jahr-2000-tauglich zu machen.

Der US-Senatsreport versammelt Informationen, die aus Befragungen, Marktforschungsberichten und Regierungsanhörungen von Vertretern verschiedener Industriezweige stammen. Es handelt sich hierbei um den momentan umfassendsten Bericht zum Status quo der Y2K- Vorbereitungen in den USA und anderen Ländern.

Senator Bennett erklärte anläßlich der Veröffentlichung des Reports, es sei nicht möglich, exakt vorherzusagen, welche Probleme im einzelnen auftreten würden. Man könne nur von geringen, mittleren und hohen Wahrscheinlichkeiten sprechen.

Ein Sprecher des US-Senatskomitees bestätigte, daß Bennett an Sylvester 1999 und am Neujahrstag 2000 mit Sicherheit keinen Fuß in ein Flugzeug setzen werde. Sein Ausschußkollege Christopher Dodd betonte ebenfalls, es gebe einige gute Gründe, in dieser Zeit bei Reisen mit dem Flugzeug Vorsicht walten zu lassen. Dies gelte insbesondere bei internationalen Flügen: "Ich möchte zwar niemanden entmutigen, Reisepläne zu machen. Aber vielleicht sollte man sich überlegen, schon ein paar Tage vor dem 1. Januar 2000 die Reise anzutreten und auch ein bißchen länger als nur bis zum Neujahrstag zu bleiben.