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US-Musikindustrie stoppt Klagewelle gegen Raubkopierer

22.12.2008
Die US-Musikindustrie will laut einem Zeitungsbericht im Kampf gegen die ausufernden Raubkopien die bisherige Taktik von Massenklagen gegen Verbraucher aufgeben.

Stattdessen wolle sie künftig auf die Zusammenarbeit mit den Internet-Providern setzen, schrieb das "Wall Street Journal" am vergangenen Freitag. Mit den großen Anbietern von Internet-Zugängen habe der US- Branchenverband RIAA bereits provisorische Abkommen ausgehandelt. Dem Bericht zufolge verklagte die US-Musikindustrie seit 2003 rund 35.000 Menschen. Die Klagen hatten zum Teil für ein negatives Image der Branche gesorgt, wie zum Beispiel der Fall, in dem eine alleinerziehende Mutter eine Strafe von mehr als 220.000 Dollar aufgebrummt bekam.

Nach der neuen Vorgehensweise würde die Musikindustrie nun zum Beispiel einen Internet-Diensteanbieter über Urheberrechtsverstöße bei dessen Kunden informieren, schrieb die Zeitung. Das weitere Vorgehen läge bei dem Internet-Unternehmen. Es könnte den Kunden verwarnen und bei Wiederholung der Vergehen auch den Netzzugang kappen. Die RIAA behalte sich zwar weiterhin das Recht vor, besonders hartnäckige Musikpiraten vor Gericht zu bringen. Die Zahl der Klagen solle aber auf ein Minimum reduziert werden.

Der Bundesverband Musikindustrie begrüßte die geplante Vereinbarung. Nach Frankreich und England gingen jetzt auch die USA zu einer effizienten Bekämpfung von Internetpiraterie mit Warnhinweisen über. Massenverfahren seien aber eine Notwehrlösung, sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Gorny. Ohne die Bereitschaft von Politik und Providern in Deutschland, den Versand von Warnhinweisen zumindest zu testen, bleibe dem Musikverband keine Alternative zur juristischen Verfolgung von Internetpiraterie.

Allein 2007 und 2008 seien in Deutschland rund 60.000 Strafanzeigen wegen Urheberrechtsverletzungen bei Musik gestellt worden. Hinzu kamen geschätzte 50.000 bis 100.000 Strafverfahren, die von der Film- und Buchbranche eingeleitet worden seien. Seit Beginn der intensiven Verfolgung 2004 sei die Zahl der illegalen Musikdownloads in Deutschland von mehr als 600 Millionen auf 312 Millionen im Jahr 2007 zurückgegangen. (dpa/ajf)