Nur ein Routinevorgang?

US-Justizministerium untersucht das Microsoft-Vermeer-Geschaeft

16.02.1996

Analysten sind sich uneins, wie die Aktivitaeten der US-Behoerde zu werten sind. Einerseits schreibt die US-Rechtsprechung gemaess dem Hart-Scott-Rodino-Act vor, dass jeder Firmenzusammenschluss oder -aufkauf zu untersuchen ist, wenn das kaufende Unternehmen jaehrliche Umsaetze von mindestens 100 Millionen Dollar erzielt und fuer mindestens 15 Millionen Dollar Aktien an dem zu kaufenden Unternehmen erwirbt.

Andererseits gilt diese gesetzliche Vorgabe nur dann, wenn die zu uebernehmende Company mindestens zehn Millionen Dollar Umsatz pro Jahr erwirtschaftet.

Diese zweite Bedingung ist im Falle der Vermeer Technologies Inc. nicht erfuellt. Das Unternehmen, das erst seit 18 Monaten am Markt agiert, nahm nach Analystenmeinung im abgelaufenen Fiskaljahr weniger als zehn Millionen Dollar ein.

Gina Talamona, eine Sprecherin des Justizministeriums, wollte sich nicht auf eine Interpretation der Sachlage festlegen lassen: "Wir schauen uns diese UEbernahme ganz einfach an", war der einzige Kommentar. Ob es sich um eine Routineuntersuchung handle, wollte Talamona nicht sagen.

Vor einem Jahr hatte Microsoft versucht, die Intuit Inc. fuer etwa 2,3 Milliarden Dollar zu kaufen. Intuit entwickelt die ausserordentlich erfolgreiche Finanzsoftware "Quicken". Seinerzeit schob das Justizministerium diesem Deal einen Riegel vor.

Marktbeobachter, die die jetzige Untersuchung als normalen Vorgang bezeichnen, weisen auf folgenden Umstand hin: Kartellrechtliche Untersuchungen wuerden in den USA in der Regel nur dann eingeleitet, wenn Unternehmen involviert sind, die bereits ein Monopol in einem Marktsegment besitzen. Man untersuche gewoehnlich nicht, ob zusammengehende Firmen in der Zukunft eine dominierende Marktposition erreichen koennten.