Im Kampf um Internet-Marktanteile

US-Justizministerium stellt Microsoft auf Prüfstand

27.09.1996

Das Ministerium hat die Gates-Company aufgefordert, den Beamten Einblick in Dokumente zu gewähren, die Microsofts Aktivitäten nachzeichnen. Microsoft-Sprecher Mark Murray berichtete, das Justizministerium habe sein Unternehmen aufgefordert, Informationen bereitzustellen, die die Beamten im Zuge von Untersuchungen über den Wettbewerb auf dem Softwaremarkt benötigten.

Microsofts Justitiar William Neukom, der 1994 den Consent Decree zwischen dem Softwarehaus und der US-Behörde federführend ausgehandelt hatte, beklagte die PR-Aktion "einiger Wettbewerber, die haltlose Anschuldigungen gegen Microsoft lancieren, um von der Qualität unserer Produkte abzulenken". Anstatt sich der Beihilfe der Justizbehörde zu bedienen, sollten sie lieber ihre Produkte verbessern.

Insider, die über das Prozedere gut informiert sind, sagten, das Justizministerium sei vor allem daran interessiert, auf welche Weise Microsoft seinen Internet-Browser "Explorer" im Markt etabliere. Netscape hatte den Softwerkern aus Redmond unter anderem vorgeworfen, sie würden PC-Herstellern und Internet-Providern besonders günstige Konditionen für Windows-Lizenzen anbieten, wenn sie im Gegenzug nur Microsofts WWW-Browser auf ihren Rechnern installierten (vgl. CW Nr. 35 vom 30. August 1996, Seite 1: "Schaukampf zwischen ...").

Hingegen sei das Justizministerium nicht daran interessiert, wie Microsoft seine Internet-Server-Software an den Mann zu bringen versucht. Diese Software wird insbesondere von sogenannten Internet- und Content-Providern benötigt. Im Gegensatz zu den Browsern - die sowohl Netscape als auch Microsoft praktisch umsonst vertreiben - ist diese Software teuer.