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Ellison bleibt cool, Barksdale ist traurig

US-Justizministerium spielt jüngstes Microsoft-Urteil herunter

26.06.1998
Von md 
Ellison bleibt cool, Barksdale ist traurig

COMPUTERWOCHE (MÜNCHEN) - „Keine große Sache" ist nach Ansicht von Larry Ellison, Chairman der Oracle Corp., das am Dienstag gefällte Urteil eines Bundesberufungsgerichts, das die Verbindung des Microsoft-Browsers „Internet Explorer" mit dem Betriebssystem Windows 95 genehmigt hatte. Seine Meinung teilen US-Justizministerin Janet Reno und Joel Klein, Chef der Wettbewerbskommission des US-Justizministeriums. Beide betonen, daß die Kartellrechtsuntersuchungen gegen die Gates-Company weiterlaufen, und zeigten sich zuversichtlich, „einige monopolistische Praktiken aufdecken zu können". Betrübt gab sich lediglich Jim Barksdale, Chairman von Microsofts Browser-Konkurrent Netscape: „Das Gerichtsvotum fiel zwei zu eins aus. Ich fühle mich wie ein Politiker, der mit einer Stimme geschlagen wurde."

Im Dezember hatte Bezirksrichter Thomas Jackson die Trennung des Explorer und des Betriebssystems angeordnet, nachdem das Justizministerium Microsoft wegen Bruchs des Antitrust Consent Decree von 1995 verklagt hatte. Darin war es dem Konzern untersagt worden, den Verkauf eines Produktes mit dem eines zweiten zu verbinden. Das Berufungsgericht begründete seine jetzige Entscheidung mit verfahrensrechtlichen und inhaltlichen Fehlern von Richter Jackson. Zudem neige es dazu, Bowser und Betriebssystem als integriertes Bundle zu betrachten. Letztere Aussage könnte weitreichende Folgen für die laufenden kartellrechtlichen Untersuchungen gegen Microsoft haben.