US-High-Tech-Forscher optimistisch:Kl schafft bessere Arbeitsplätze

15.11.1985

CINCINNATI (CW) - Die "Künstliche Intelligenz" wird in absehbarer Zukunft die industrielle Produktion der hochtechnisierten Nationen nahezu vollständig beherrschen. Qualifiziertere Arbeit und mehr Freizeit seien die Folgen. Diese Prognose wagte Richard L. Shell, Direktor des Institute for Advanced Manufacturing Sciences (IAMS) in Cincinnati.

Computer werden die routinemäßigen Abläufe in Fertigung und Verwaltung steuern, überwachen und entsprechend ihrer Programmierung kontrollieren: grundsätzlich exakter, als dies ein Mensch je auf Dauer könnte, kommentiert der High-Tech-Forscher ein weiteres Bild seines Szenario. Nach seinen Worten befinden sich die Industrienationen bereits mitten in dieser Entwicklung. Eine schmerzliche "Reinigungsphase " ginge allerdings mit ihr einher: Die deutliche Reduzierung von technisch rückständigen Arbeitsplätzen etwa sei eine einschneidende Veränderung. Dies wäre jedoch nur ein vorübergehender Prozeß, gab sich der Leiter des neuentstehenden Instituts im US-Staat Ohio optimistisch. Auf längere Sicht werde Mikroelektronik und Datentechnik auch beschäftigungspolitisch von "echtem Nutzen" sein.

Die Menschen, so der IAMS-Direktor, würden schnell lernen, mit den neuen Technologien sachlich und nutzbringend umzugehen. Dies habe mittelfristig eine grundlegende Umschichtung auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Mehr qualifizierte Fachkräfte, die die neuen Systeme beherrschten, seien unbedingt erforderlich. Der "Weiße-Kragen-Arbeiter" verdränge die reinen technischen Handlanger-Berufe des "Blaumann-Zeitalters". Grundsätzlich würde auch in Zukunft noch genauso hart gearbeitet wie heute, nur eben nicht mehr mit dem gleichen Zeitaufwand. Dies bedeute nicht zuletzt, daß die Freizeit zum festen - und in immer größerem Maße vorhandenen - Faktor in der allgemeinen Lebensqualität aufsteige.

Shell beschreibt das IAMS als eine wissenschaftliche Institution, deren Konzept aus der "Gedankenfabrik" des renommierten kalifornischen "Stanford Research Institute International" entstammt. Mit Sitz in Cincinnati/Ohio verfolge es in der Rechtsform einer gemeinnützigen, nicht profitorientierten Körperschaft unter Beteiligung der Wirtschaft sowie der dortigen Universität und der lokalen öffentlichen Hand das Ziel, Industriebetrieben "handfeste" technologische Hilfestellung zu geben. In die IAMS-Forschungen einbezogen seien auch die Labors des weltweit arbeitenden Batelle-Instituts.

Shell: Schwerpunkt der IAMS-Arbeit ist die moderne Mikroelektronik mit allen dazugehörigen Fachgebieten. Unter der eindeutigen Prämisse "Mikrochips und moderne Fertigung gehören zusammen" befasse sich das IAMS mit allen Problemen, die im Zusammenhang mit Rohstoffen, Materialverarbeitung und -distribution sowie Produktionsplanung und -überwachung ständen. Ein weiteres Arbeitsgebiet sei die

Laser-Technologie. Sie werde unter zwei Blickwinkeln - der Anwendung im produktionstechnischen und im medizinischen Bereich - erforscht.