US-Hersteller müssen sich zunehmend fernöstlicher Konkurrenz erwehren:Asiaten stürmen amerikanischen PC-Markt

03.10.1986

WASHINGTON (CW) - Die asiatische Konkurrenz auf dem hartumkämpften amerikanischen PC-Markt nimmt immer mehr zu. Nach Schätzungen des US-Marktforschungsunternehmens IDS America Inc. halten die Unternehmen aus Fernost inzwischen bereits einen Marktanteil von 20 Prozent.

Als zweiter koreanischer Konzern nach der Daewoo Ltd. will nun die Hyundai-Gruppe ihr Glück mit IBM-kompatiblen Personal Computern in den USA versuchen. Damit bestätigt sich nach Ansicht von Branchenkennern der vor zwei Jahren einsetzende Trend, daß die Unternehmen aus Japan, Taiwan und Südkorea sich nach mehreren Fehlversuchen immer erfolgreicher im amerikanischen PC-Markt etablieren. Für Furore soll in den vergangenen zwölf Monaten vor allem der PC "Modell" des koreanischen Konzerns Daewoo Ltd. gesorgt haben. Wie das Unternehmen meldete, seien bislang von diesem Gerät mehr als 125000 Stück verkauft worden. Vertrieben werden die koreanischen PCs seit Juni 1985 von der Handelskette Leasing Edge Hardware Products in Canton/Massachusetts. Auf diesen Zug will nun auch die Hyundai-Gruppe aufspringen. So sollen die ersten IBM-kompatiblen PCs des Unternehmens bereits auf dem amerikanischen Markt sein. Die Generalvertretung von Hyundai in den USA hat Blue Chip-Electronic (Chandler/Arizona) übernommen, dessen erklärte Absicht es ist, die PCs zunächst über die Discountketten Target und Caldor "an den Mann zu bringen". Target verfügt über 225 Geschäfte für Unterhaltungselektronik im Südwesten der Vereinigten Staaten, Caldor über 16 Läden im Großraum Boston.

Dieses breite Absatzgebiet, so hoffen Hersteller und Generalagent, soll noch bis Ende 1986 zu Verkaufen von 50000 PCs verhelfen. Im kommenden Jahr rechnen die beiden Unternehmen gar mit Absätzen von 120000 bis 200000 Stück.

Die Erfolge vor allem der Südkoreaner und Taiwaner im Personal-Computer-Bereich führen amerikanische Marktbeobachter in erster Linie auf die niedrigen Preise der asiatischen Anbieter zurück. So müsse man für den neuen Hyundai-PC gerade die Hälfte eines vergleichbaren IBM-Modells bezahlen. Auch habe sich die Imagepflege der letzten Jahre inzwischen ausgewirkt: Die Produkte aus Fernost genössen bei der amerikanischen Bevölkerung einen zunehmend stärkeren qualitativen Vertrauensvorschuß.

Doch auch der amerikanische Fachhandel scheint das fernöstliche Absatzwunder ziemlich gefördert zu haben. Von der PC-Absatzkrise zum Teil völlig überrascht und durch die schrumpfenden Gewinnmargen in arge finanzielle Nöte geraten, ließen sich viele US-Händler von asiatischen Unternehmen regelrecht ködern. Hohe Gewinnmargen (teilweise doppelt und dreifach so hoch wie die der US-Hersteller) und finanzielle Vergünstigungen machten japanische, koreanische und taiwanische PC-Produzenten für die amerikanischen Händler derart attraktiv, daß bisweilen um die Vertriebsrechte für Fernostprodukte regelrecht gekämpft wird.