US - Elektronikindustrie verstärkt Kooperation mit Universitäten:HP - Chef Young befürchtet Ingenieurmangel

30.07.1982

BOSTON (cmd) - Die Elektronikindustrie war mit einem Umsatz von 200 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr die zehntgrößte Branche in der Welt. Für 1990 erwartet John Young, Präsident der Hewlett - Packard Company (HP) in Palo Alto, eine Positionsverbesserung auf Rang 4. Im Jahr 2000 schließlich werde dieser Industriebereich nur noch vom Energiesektor übertroffen.

Vor der diesjährigen Konferenz der amerikanischen Finanzanalysten in Boston ging HP - Chef Young auch auf die Möglichkeiten ein, die die zunehmende Miniaturisierung elektronischer Schaltungen für den Anwender biete. Bereits Mitte der achtziger Jahre werde für 15 000 bis 20 000 Dollar ein Tischrechner auf dem Markt sein, der über die Leistung von Großrechnern verfüge. Auf diese Weise seien weitere Produktivitätssteigerungen möglich.

Am Beispiel seines eigenen Unternehmens erläuterte Young die Auswirkungen des DV - Einsatzes in der Verwaltung. Vor zehn Jahren sei man bei HP darangegangen, ein Computernetz zu installieren. In der Auftragsbearbeitung habe seither jeder Angestellte den Output von 75 auf 280 Aufträge pro Monat gesteigert. In der gleichen Zeit seien die Bearbeitungskosten für einen Auftrag von zwei Cents pro verkauften Dollar auf 6/10 Cents gesunken.

Innovation und Wettbewerb bezeichnete Young als Schlüsselfaktoren der Mikroelektronik. Eine weitere Komponente des wirtschaftlichen Erfolgs sei eine flexible Unternehmensphilosophie, die sich jeweils den notwendigen Veränderungen anpasse.

Sehr ausführlich befaßte sich der HP - Boß mit den Problemen der Elektronikindustrie. Der Mangel an Ingenieuren und Informatikern in den USA werde spätestens in fünf Jahren ein kritisches Stadium erreichen. In der Grundlagenforschung an den Universitäten seien schon heute zehn Prozent der Stellen unbesetzt, da qualifizierte Absolventen auf Grund der besseren Bezahlung nach Abschluß des Studiums sofort in der Industrie wechselten.

Notwendig sei daher eine verstärkte Förderung und Zusammenabeit zwischen Hochschulen und Elektonikunternemen. Als Beispiel nannte Young das von der American Elektronics Association (AEA) initiierte Ausbildungsprogramm: Die der AEA angeschlossenen Unternehmen geben jährlich zwei Prozent ihrer Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und stellen Barmittel in Höhe von je 15 000 Dollar für 200 Stipendien sowie in Höhe von je 10 000 Dollar für 300 Assistentenstellen zur Verfügung. Ähnliche Programme liefen am Stanford University Center for Integrated Systems und am Massachusetts Institute for Technology.

Darüber hinaus hätten sich 50 Firmen der Semiconductor Industry Association zusammengetan, um mit Hochschulinsituten eine Non - Profit - Organisation für die VLSI - Forschung zu gründen. Bemerkenswert - so HP - Chef Young - sei hierbei die führende Rolle von IBM, obwohl die Company für eigene Forschung bereits 1,6 Milliaden Dollar pro Jahr ausgebe.

Ein weiteres Problem für die US - Elektonikindustrie sei der zunehmende Wettbewerbsdruck der Japaner durch ihr qualitativ hochstehenden und sehr preisgünstigen Produkte, insbesondere bei Speicherelementen. Hier müßten die amerikanischen Unternehmen noch stärker als bisher versuchen, den Vorsprung aufzuholen.