US-Dienstleister organisiert innerhalb von drei Jahren um DV-Neuanfang lohnt sich trotz der hohen Anfangsinvestitionen

13.08.1993

CHIKAGO (IDG) - Viele DV-Verantwortliche scheuen immer noch die Kosten und Unannehmlichkeiten einer Umorganisation, auch wenn sie mit der momentanen Situation nicht zufrieden sind. Das Finanzunternehmen CNA Financial Corp. hat seine DV-Weichen neu gestellt, viel investiert und letztendlich dazugewonnen.

Als John Lochow bei der CNA Financial Corp. seine Arbeit begann, erwartete ihn der Alptraum eines jeden DV-Managers: Die Anwender hassten die Datenverarbeitung, die DV-Mitarbeiter waren aufgrund der unuebersichtlichen und schlecht organisierten Infrastruktur auf Basis verteilter Systeme am Rande der Verzweiflung.

Drei Jahre spaeter erfolgte die Lieferung von 5500 PCs in die 70 Geschaeftsstellen des Finanzunternehmens. Es investierte im letzten Jahr rund 30 Millionen Dollar allein fuer die Umorganisation. Die Erfolge koennen sich aber sehen lassen. Statt fuenf brauchen die Finanzspezialisten nur noch zwei Mainframes. Eines der ehemals fuenf Rechenzentren ist inzwischen ganz ueberfluessig geworden. Die Ausfallzeiten aller Terminals beliefen sich vor der Umstellung auf 15 000 Stunden im Jahr, inzwischen haben sie sich bei 150 Stunden eingependelt. Die Software-Entwickler arbeiten jetzt um ein vielfaches schneller. Diese Verbesserungen rechtfertigen die Investitionen, so die Einschaetzung des DV-Managers Lochow.

Vor seinem Engagement hatte CNA das IBM-Produkt PC LAN Program (PCLP) im Einsatz. 1990 fiel die Anlage in regelmaessigen Abstaenden fuer einen kompletten Tag aus. Schlimmer war noch, dass auch ohne solche Stoerungen den Anwendern relativ wenig Applikationen zur Verfuegung standen. Die DV-Abteilung war naemlich nicht bereit, Software fuer die unstabile Umgebung zu entwikkeln.

Trotz der schlechten Erfahrungen mit PCLP entschied Lochow, eine verteilte Infrastruktur auf Basis von PC-LANs in Verbindung mit Mainframes aufzubauen. Der DV-Verantwortliche bildete eine Task Force, in der DV-Spezialisten und Anwender mitarbeiteten. Ein Ziel von Lochow war es, sich aus der Abhaengigkeit von IBM zu befreien. Um das entsprechende Know-how jenseits der Grossrechner-Welt aufzubauen, stellte Lochow zunaechst Netz- und PC-Spezialisten ein.

Die Task Force beschloss, das PCLP-Netz durch eine Netware-Loesung zu ersetzen und die Geschaeftsstellen mit einer schnellen WAN- Verbindung an die Zentrale anzuschliessen. Um die Wartungskosten zu senken, entschieden die Verantwortlichen, ueberall die gleichen auf 486-Prozessoren basierenden PCs einzusetzen. Bei dieser Standardisierung trennte sich der Finanzdienstleister von 3000 Terminals, die nicht mehr in die DV-Landschaft passten. Inzwischen hat sich CNA fuer den Kauf einer NCR 3450 mit Pentium-Prozessoren entschieden. Auf ihr soll Sybase unter Unix installiert werden, so dass die Geschaeftsstellen direkt Abfragen am Mainframe taetigen koennen.