US-Consulting-Firma führt neue Desktop-Strategie ein Price Waterhouse: Windows erringt Punktsieg gegen OS2

24.01.1992

NEW YORK (IDG) - Ein deutliches Zeichen setzt das weltweit aktive Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Price Waterhouse mit seiner neuen Desktop-Strategie: Die Consultants führen ein DV-Konzept nach dem Client-Server-Prinzip ein und setzen dabei auf Notebook-Rechner, grafische Benutzeroberflächen und die Kommunikationssoftware Lotus Notes.

Ob neben MS-DOS und Windows auch das Betriebssystem OS/2 zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht endgültig entschieden, obwohl sich der für Information und Technologie zuständige Manager Sheldon Laube - ein ehemals überzeugter OS/2-Befürworter - inzwischen selbst auf die Seite der Windows-Anwender geschlagen hat.

Die endgültige Strategie-Entscheidung für das Betriebssystem soll im März fallen, wenn die stabilere Windows-Version 3.1 vorliegt und wenn OS/2, vorausgesetzt es kommt nicht zu weiteren Verzögerungen, als Version 2.0 lieferbar ist.

Fest steht allerdings schon heute, daß Schlüsselprogramme wie Tabellenkalkulationen, Textverarbeitungen und Kommunikationsprodukte unter Windows zum Einsatz kommen. Auch ein Datenbanksystem und Präsentationssoftware werden als Windows-Anwendungen mit Sicherheit zu den strategischen Produkten bei Price Waterhouse zählen.

Die Berater planen, sich bei der Auswahl der Anwendungen weniger von populären Namen oder von der installierten Basis leiten zu lassen als vielmehr von einer objektiven Leistungsbeurteilung der in Frage kommenden Produkte.

Das DV-Projekt von Price Waterhouse wird nach Einschätzung von Marktbeobachtern weltweit breites Interesse finden. Da die Berater bei ihren Kunden mit Notebooks und grafischer Benutzeroberfläche vorsprechen, scheint eine maximale Außenwirkung garantiert.

Der Startschuß für die unternehmensweite DV-Umwälzung wird voraussichtlich Mitte dieses Jahres fallen.

Dann ist auch, so denken die Price-Waterhouse-Verantwortlichen, die wichtigste Voraussetzung für die Einführung der neuen Desktop-Strategie erfüllt: die Verfügbarkeit ausgereifter Versionen der wichtigsten Standardsoftware-Systeme für grafische Benutzeroberflächen.

Ein Drittel der etwa 25 000 PCs, die mit einem 286-Prozessor von Intel ausgestattet sind, will das Consulting-Unternehmen bis Mitte 1993 gegen Notebooks und 486-basierte Desktop-Rechner ausgetauscht haben. Im Kommunikationsbereich soll die "Groupware" Lotus Notes zum Einsatz kommen. Schon heute arbeiten etwa 8000 Mitarbeiter mit dem Kommunikationspaket. Weitere 17 000 Mitarbeiter sollen die Software bis 1993 einsetzen.

Price Waterhouse strukturiert nicht nur die gesamte DV, sondern auch die Organisation neu: Mehr Fachpersonal für die Betreuung der Kunden vor Ort soll eingesetzt werden. Außerdem wollen die Consultants regionale Support-Center gründen. Um die einzelnen Niederlassungen des US-Beratungskonzerns zu entlasten.