Gesetzesinitiativen in Vorbereitung

US-Bundesstaaten nehmen Kunden gegen AOL in Schutz

07.02.1997

Auslöser der Diskussion in den Vereinigten Staaten war der Kollaps des Online-Service America Online (AOL) in den vergangenen zwei Monaten. Nachdem der Dienstleister zahlreiche Kunden mit zeitlich unbegrenztem Zugriff gegen eine monatliche Gebühr von 19,95 Dollar geworben hatte, war es zu einer Überlastung des AOL-Systems gekommen.

Seit AOL diesen Service anbietet, verbringen die Nutzer täglich im Durchschnitt rund 32 Minuten online. Damit hat sich die Nutzungsdauer seit September 1996 laut AOL mehr als verdoppelt. Im Januar 1997 surften die Kunden des Service-Providers in der Summe 102 Millionen Stunden, während es im September letzten Jahres noch 45 Millionen Stunden waren. Aufgrund dieses Ansturms war es vielen Teilnehmern nicht gelungen, sich in den Dienst einzuwählen. Daraufhin hatten sich die Beschwerden über AOL bei den bundesstaatlichen Behörden gehäuft.

36 der amerikanischen Bundesstaaten haben jetzt auf die Proteste der Verbraucher reagiert und AOL Auflagen gemacht. Der Service-Provider muß seinen Kunden die Monatsgebühr teilweise und in manchen Fällen sogar ganz zurückzahlen. Außerdem wurde AOL mit einem kompletten Werbeverbot für den Monat Februar belegt und muß sich bei seinen Kunden entschuldigen. Darüber hinaus wurde der Provider verpflichtet, unverzüglich eine Telefon- und Fax-Hotline einzurichten, über die Kunden ihre Accounts stornieren können. AOL hat diesen Bedingungen zugestimmt, um keinen weiteren Imageverlust zu erleiden.

Diese Maßnahmen gegen den Online-Anbieter erscheinen einigen Bundesstaaten aber noch nicht ausreichend. Ein Gesetzentwurf in Connecticut sieht zum Beispiel klare Richtlinien für eine garantierte Servicekapazität vor. Außerdem werden in dem Entwurf Berechnungswerte für die Rückzahlung von Gebühren festgelegt, falls der Kunde mehrfach nicht auf den Dienst zugreifen kann. Geplant sind ferner Geldstrafen für Service-Provider, die ihre Netze mit Teilnehmern überbuchen.

North Dakota hingegen beabsichtigt, durch ein geplantes Gesetz Service-Provider künftig zu verpflichten, Interessenten vor Abschluß eines Vertrages genau über das Verhältnis der Teilnehmerzahl zur Anzahl der Telefonverbindungen zu informieren. Außerdem soll der Dienstleister in Zukunft eine Kapazität garantieren, die mindestens 70 Prozent seiner Subscriber erlaubt, gleichzeitig online zu sein.

Trotz der allgemeinen Grundhaltung, der Staat solle sowenig wie möglich in die Freiheit des Internet eingreifen, stoßen die Initiativen der einzelnen Bundesstaaten in den USA weitgehend auf ein positives Echo. Analysten erwarten von den Maßnahmen mittelfristig mehr Vertrauen der Anwender in das Web und den Electronic Commerce.