Boeing AT&T und Martin Marietta unter den Mitstreitern:

US-Behörde plant Milliarden-Telecom-Auftrag

19.09.1986

WASHINGTON (CWN) - Einen gigantischen Telecom-Auftrag mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Dollar will die amerikanische Bundesbehörde General Services Administration (GSA) im nächsten Jahr an ein Herstellerteam vergeben. Geplant ist, das 23 Jahre alte Netz der Regierung, genannt Federal Telecommunications Systems (FTS), durch ein digitales Netz zu ersetzen. Inzwischen haben sich die US-Unternehmen Martin Marietta Corp. und Boeing Computer Services Co. ins Rennen gestürzt und sind eifrig dabei, hochkarätige Anbietergruppen zusammenzustellen.

Das neue Netz mit der Bezeichnung FTS 2000 soll GSA zufolge den Fernsprech- und Datenverkehr der Regierung für 1,3 Millionen nationale Benutzer regeln. Der Auftrag ist auf zehn Jahre ausgelegt.

Das gegenwärtige Telefonnetz von GSA umfaßt 52 Hauptvermittlungsstellen, über die jährlich Telefongespräche von 1,5 Milliarden Minuten abgewickelt werden. Die GSA ist zuständig für sämtliche Orders der Bundesbehörde und plant, den Zuschlag einer Gruppe von Anbietern zu erteilen. Dieses Team soll sodann beauftragt werden, das Netz zusammenzustellen, zu installieren, zu managen und ständig zu erweitern. Die CSA will jedoch nur die Netzwerkdienste erwerben und nicht in Hardware-Käufe oder den Netzwerkbetrieb einsteigen.

Bislang hat die in Maryland ansässige Martin Marietta Corp. eine Mannschaft zusammengestellt, der Nothern Telecom und die sieben regionalen Telefon-Töchter von AT&T angehören. Sowohl AT&T als auch Boeing haben unabhängig voneinander bestätigt, sie würden als Hauptlieferanten auftreten. Dabei nannten sie allerdings keine weiteren Partner.

Boeing ist als Luftfahrtgesellschaft bekannt für seine Erfahrungen in Großprojekten und Regierungsaufträgen. Marktanalysten erklärten jedoch, AT&T als eingesessener Telecom-Riese sollte dabei als Konkurrent nicht außer acht gelassen werden. Ein Mitarbeiter des amerikanischen Forschungs- und Beratungsunternehmens Input, Chuk Waser, erklärte, AT&Ts Rolle im Bundes-Marktgeschehen werde oft unter; schätzt. Jahrelang habe das Unternehmen die größten Kommunikationssysteme betrieben.

Die meisten Netze- aber älteste Technik

Verschiedene Anbieter machen sich momentan Gedanken darüber ob AT&T als Hauptträger des derzeitigen GSA-Netzes bei der Endausscheidung im Vorteil sein wird. Hierzu erklärte ein GSA-Sprecher die Behörde sei dazu verpflichtet, einen offenen Wettbewerb zu garantieren.

Obwohl AT&T Träger der meisten US-Netze ist, verfügt sie nach den Worten Wasers über die älteste Technik. Dadurch könnten sich für Anbieter wie MCI Communications Corp. und Sprint Communications Co. einige Vorteile ergeben, wenn sie sich an der Ausschreibung beteiligten. Denn, so der Input-Analytiker, GSA wolle schließlich ein digitales FTS 2000, das dem State-of-the-art entspricht.