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US-Behörde kämpft mit Peoplesoft-Einführung

18.12.2006
Die Behörden in Palm Beach, Florida, bekommen die Fehler in ihrer 25 Millionen Dollar teuren Peoplesoft-Implementierung nicht in den Griff.

Seitdem die mittlerweile zu Oracle gehörende Human-Ressources-Lösung (HR) von Peoplesoft im Juli dieses Jahres live geschaltet wurde, hätten zahlreiche Angestellte unter fehlerhaften Gehaltsabrechnungen zu leiden. In einzelnen Fällen hätten die Probleme die betroffenen Mitarbeiter bereits in arge Bedrängnis gebracht, monierte Arbeitnehmervertreterin Sharon Barmory-Munley. Manche könnten ihre Steuern nicht mehr bezahlen, sie seien mit Ratenzahlungen im Rückstand und ihre Kreditwürdigkeit sei angeschlagen. "Es ist ein Desaster", lautet ihr Fazit.

Die Behörden arbeiten bereits seit April 2005 an dem Peoplesoft-Projekt. Das neue HR-System soll zahlreiche verschiedene Altanwendungen ablösen, die nach Angaben von an dem Vorhaben beteiligten Beratern teilweise schon mehr als zehn Jahre im Einsatz sind.

Die IT-Verantwortlichen der US-Behörde räumten die Probleme ein, lehnten es jedoch ab, über die Gründe dafür zu diskutieren. Chief Operating Officer (COO) Joseph Moore zufolge seien die meisten Fehler bereits behoben. Auch die Zahl der falschen Abrechnungen gehe kontinuierlich zurück. Waren im September noch rund 10 Prozent der rund 23 000 Beschäftigen der öffentlichen Hand im Bezirk Palm Beach von den HR-Problemen betroffen, sollen es im November noch fünf Prozent gewesen seien. Im laufenden Dezember sei mit einer Fehlerrate von vier Prozent zu rechnen.

Mittlerweile ist der Abschluss des Peoplesoft-Projektes auf das erste Quartal 2007 verschoben. Ursprünglich sollte das Vorhaben bereits im Oktober abgeschlossen worden sein. Trotz der Verzögerungen will COO Moore das veranschlagte Budget von 25 Millionen Dollar nicht überschreiten. Außerdem dürfe man trotz aller Probleme nicht vergessen, dass das neue HR-System auch deutliche Vorteile bringe. Die Oracle-Verantwortlichen wollten das Software-Desaster in Florida bislang nicht kommentieren, kündigten jedoch an, zusätzliche Kräfte zur Verfügung zu stellen, um die Situation zu entschärfen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Peoplesoft Ärger mit den US-Behörden hat. Im Jahr 2004 forderte ein Staatsanwalt in Ohio Schadensersatz in Höhe von über einer halben Milliarde Dollar wegen einer fehlgeschlagenen ERP-Einführung an der Cleveland State University (siehe auch: US-Uni fordert von Peoplesoft 510 Millionen Dollar). Erst im Oktober dieses Jahres machte Oracle rund 100 Millionen Dollar locker, um einen Rechtsstreit mit dem US-amerikanischen Justizministerium beizulegen. Die Staatsanwälte hatten Peoplesoft vorgeworfen, zwischen 1997 und 2005 falsche Preisangaben in öffentlichen Ausschreibungen gemacht zu haben (siehe auch: Oracle kauft sich aus Rechtsstreit heraus). (ba)