Outsourcing-Deal der Superlative vereinbart

US-Bank J.P. Morgan heuert gleich vier IT-Dienstleister an

24.05.1996

In der Branche fand der über zunächst sieben Jahre gültige Vertrag große Aufmerksamkeit, weil die Banker ihn nicht mit nur einem, sondern mit einer Gruppe von vier Dienstleistern abschlossen.

Den Zuschlag erhielt eine Allianz, bestehend aus der Computer Sciences Corp. (CSC), Andersen Consulting, Bell Atlantic und AT&T. Gemeinsam übernehmen die Anbieter drei große DV-Anlagen der Bank sowie rund 900 Mitarbeiter. Wie die deutsche CSC Ploenzke AG, Kiedrich, mitteilt, definiert J.P. Morgan auch in Zukunft die Strategie für den Technologieeinsatz.

CSC hat die Verantwortung für RZ-Betrieb und Hardware, während Andersen Consulting für Anwendungsentwicklung und -wartung zuständig ist. AT&T soll das globale Netz-Management steuern und Bell Atlantic die regionale Infrastruktur von J.P. Morgan in den USA betreiben.

Die Leitung der Kooperative liegt bei John Mickel, einem Mitglied des CSC-Verwaltungsrates. Er führt ein Management-Team mit Mitarbeitern aus allen fünf beteiligten Unternehmen.

Über die Auslagerung hofft die Großbank einem Bericht der "Financial Times" zufolge, ihre Technologie- und Kommunikationsausgaben deutlich senken zu können. Diese waren mit der zunehmenden Internationalisierung des Geschäfts sprunghaft gestiegen. Nach Angaben von J.P.Morgan verursachte die IT zuletzt rund 45 Prozent der internen Kosten - Personalausgaben nicht eingerechnet. Noch zu Beginn der 90er Jahre waren es nur 35 Prozent.

Wie tief die Bank letztendlich in die Tasche greifen muß, hängt stark von der Nutzung beziehungsweise vom Geschäftsvolumen ab: Aufwände, die bisher als Fixposten abgerechnet wurden, sind jetzt in variable Kosten umgewandelt worden. Damit haben beispielsweise die Menge der Transaktionen und andere nutzungsabhängige Faktoren Einfluß auf den zu zahlenden Preis. Ziel der Übereinkunft ist es auch, ein weltweit einheitliches Gehaltswesen und Controlling einzuführen. Außerdem hofft die Großbank, schneller auf Anwenderbedürfnisse eingehen zu können, da jetzt diverse Servicefirmen zum Zuge kommen sollen, die auf IT-Support spezialisiert sind.

Intern will Morgan mittelfristig eine kleine, schlagkräftige Gruppe von Anwendungsentwicklern beschäftigen, die die geschäftsspezifischen Systeme betreuen. Sie werden beispielsweise Algorithmen für das Risiko-Management entwickeln, um bankinterne Abläufe zu unterstützen.