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Live aus dem Krieg

US-Armee wirbt mit Webcasts um Soldaten

12.11.2008
Von pte pte
Die US Army hat einen milliardenschweren Etat, um multimedial nach neuen Kameraden zu suchen. Hierzulande fühlt man sich noch der traditionellen Ansprache verpflichtet.

Die US-Armee baut ihre Rekrutierungsaktivitäten im Internet aus. Ab sofort will die Armee im Zuge ihrer Kampagne "Army strong" auf ihrer neugestalteten Homepage Webcasts online stellen, die vor allem junge Bürger im Alter von 17 bis 24 Jahren anlocken sollen. Unter dem Titel "Straight from Iraq" wird es direkte interaktive Schaltungen zu den Stationierten im Irak geben. Wie die "New York Times" berichtet, können die Interessenten dann von zuhause aus Fragen an die Soldaten im Kriegseinsatz stellen und die Lage vor Ort mitverfolgen. Ziel sei es, den potenziellen Anwerbern sowie deren familiärem Umfeld wahrheitsgetreue Informationen darüber zu liefern, was es bedeute, ein Soldat zu sein und wie es im Gefecht tatsächlich zugeht.

"Grundsätzlich ist aus werbepsychologischer Sicht die wahrgenommene Authentizität von Kommunikation ein wesentlicher Faktor ihrer Wirkung. Webcasts wirken in vielen Fällen direkt und unvermittelt. Davon könnte die Kommunikationswirkung auf potenzielle Rekruten profitieren", meint Andreas Vlasic, Experte für Werbepsychologie und Geschäftsführer des Medieninstituts Ludwigshafen, gegenüber pressetext. Natürlich könne der Webcast stark inszeniert sein, doch lasse sich das für den Rezipienten nicht ohne weiteres durchschauen. "In vielen Bereichen vertrauen die Menschen quasi-persönlichen Empfehlungen von Beteiligten stärker als der unpersönlichen Kommunikation von Institutionen", ergänzt Vlasic.

Die überarbeitete "Army strong"-Kampagne setzt neben verstärkten Webaktivitäten auch auf Event-Marketing und andere Mittel, die insbesondere bei den jungen Amerikanern wirksam sind. Die Armee will damit ein engeres und persönlicheres Verhältnis zu den potenziellen Soldaten aufbauen. Auch neue Slogans wie "Strength like no other" wurden eingeführt (respektive von Sony Vaio abgekupfert). Auch in Deutschland wirbt das Militär zunehmend stark im Netz um neue Mitglieder. "Die Bundeswehr hat ein durchaus breites Angebot im Netz, allerdings scheint der Fokus bei der Rekrutierung derzeit noch auf Events (Road-Shows oder Informationsveranstaltungen) zu liegen", sagt Vlasic. Auch in Österreich setzte man bis dato nicht auf Werbemaßnahmen wie sie nun von der US-Armee umgesetzt werden, so ein Sprecher des österreichischen Bundesheeres auf Anfrage von pressetext.

Um das erweiterte Marketing zu finanzieren, soll es bei der US-Armee in anderen Bereichen einige Kürzungen geben. So werden etwa die Sponsoringgelder für professionelle Rodeos zurückgefahren. Produziert wird die Kampagne von neun verschiedenen Agenturen. Das Budget dafür wird für den Zeitraum 2006 bis 2011 auf rund 1,35 Milliarden Dollar geschätzt. "Bisher hat die Kampagne erfolgreich die Vorteile von 'Army strong' vermittelt - den physischen, emotionellen und mentalen Mehrwert", sagt Ed Walters, Marketingchef der US-Armee im Pentagon. Dieser Gedanke soll mit neuen Werbemethoden wie den Videoclips von Soldaten im Einsatz und deren Geschichten untermauert werden. Ergänzend werden auch neue TV-Spots geschaltet, die unter anderem auf die Webseite verweisen und die Zugriffe dort erhöhen sollen. (pte)