PAC EuroSoftware 100

US-Anbieter dominieren das Softwaregeschäft

04.12.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Druck auf europäische Softwareanbieter steigt

Laut den PAC-Analysten hat die Softwarebranche ihre Sturm-und-Drang-Phase längst hinter sich und zeigt deutliche Zeichen des Erwachsenwerdens. Zeichen dafür seien der zunehmende Druck auf die Margen, die Konsolidierung unter den Marktteilnehmern sowie die immer schwierigere Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Wachstum, das meist nicht mehr organisch getrieben ist, sondern durch Akquisitionen. Dazu kämen grundlegende Veränderungen im weltweiten Softwaregeschäft und der voraussichtlich nicht nachlassende Druck seitens der US-Anbieter. Diesen Herausforderungen müssten sich die europäischen Anbieter stellen.

Leo Apotheker, Co-Chef von SAP, glaubt trotz der stürmischen Zeiten an die Chancen seiner Branche. Software sei gerade jetzt in der Krise wichtig für die europäische Wirtschaft. Firmen könnten mit Hilfe von Software agiler im Markt agieren und ihr Geschäft effizienter betreiben. Allerdings werde der Konsolidierungsdruck weiter zunehmen, meinen Branchenkollegen. US-Anbieter könnten ihre Marktanteile in den kommenden Jahren weiter ausbauen, mutmaßt Bernard Charles, CEO von Dassault Systemes. Die Konsolidierung werde sich kaum abschwächen, bestätigt Chris Ouwinga, CEO von Unit4Agresso. Allerdings könnten auch europäische Anbieter Treiber dieser Entwicklung sein und sich in Zukunft mehr Marktanteile sichern. "Europäische Softwarefirmen sollten sich darauf vorbereiten, Jäger zu sein statt die Gejagten", gibt Setphen Kelly, CEO von Micro Focus die Marschrichtung vor.

Ob das gelingt, sei jedoch fraglich, meinen die Analysten von PAC. Die europäischen Softwarehersteller seien zwar durchaus in der Lage, die Konsolidierung innerhalb der Alten Welt zu dominieren und voranzutreiben. Wenn einige jedoch eine kritische Größe erreicht hätten, würden sie wiederum zu interessanten Akquisitionszielen der großen US-Player. Außerdem würden Firmen in den Markt treten, die viele etablierte Anbieter bis dato noch gar auf ihrer Rechnung hätten. Experten zählen dazu beispielsweise Anbieter aus China und Indien. Gerade indische Konzerne, die sich bislang auf das Servicegeschäft konzentriert haben, würden zunehmend ihre Fühler auch in den Softwaremarkt ausstrecken und möglicherweise auch Übernahmeziele in Europa sondieren. Es bestehe durchaus die Gefahr, dass die europäische Softwareindustrie von den US-Softwareriesen und den aufstrebenden, beweglicheren asiatischen Anbietern in die Zange genommen werde, warnt Micro-Focus-CEO Kelly.