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Entlassungen gehen weiter

Update: Telekom droht nach guten Zahlen weitere Einschnitte an

08.11.2007
CEO René Obermann kritisiert die Personalstrukturen des Konzerns, ver.di kritisiert das Management der Deutschen Telekom. Die Abwanderung der Festnetzkunden zu anderen Anbietern geht derweil weiter.

Die Deutsche Telekom ist nach den Worten von Vorstandschef René Obermann trotz anhaltender Kundenverluste und rückläufiger Geschäfte im Inland auf Kurs. "Wir liegen voll im Plan bei der Erfüllung unserer Jahresziele 2007", sagte er am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Bonn. Nach wie vor seien angesichts des Wettbewerbs und der Vorgaben durch die Regulierung die Personalstrukturen aber anpassungsbedürftig. "Uns bleibt keine andere Wahl, als das Unternehmen auch in Zukunft effizienter zu machen", betonte Obermann, dessen Amtszeit als Telekom-Chef sich in wenigen Tagen zum ersten Mal jährt.

Ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder kritisierte die laufenden Einschnitte beim Personal: "Die Deutsche Telekom hat kein Mitarbeiter-, sondern ein Umsatzproblem." Nach Einschätzung von Schröder will die Telekom Standorte zusammenlegen, wovon vor allem der Osten Deutschlands betroffen sein werde. Er befürchtet, dass sich der Konflikt zwischen ver.di und der Telekom-Führung in der Zukunft verschärfen könnte. Hintergrund seien die Verkäufe von Unternehmensbeteiligungen sowie anstehende Tarifgespräche für Teile des Konzerns.

Im Mai hatten sich Management und ver.di darauf verständigt, rund 50.000 Mitarbeiter der Festnetzsparte in Service-Gesellschaften auszugliedern, wo sie teilweise zu schlechteren Konditionen arbeiten. Außerdem läuft bei der Telekom bis 2008 noch ein Programm zum Stellenabbau. Insgesamt sollen 32.000 Mitarbeiter ohne betriebsbedingte Kündigungen den Konzern verlassen.

Obermann zeigte sich zuversichtlich, dass die Telekom das Geschäftsjahr 2007 mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 19 Milliarden Euro abschließen wird und diese Summe auch 2008 erwirtschaften kann. In den ersten neun Monaten verzeichneten die Bonner unter dem Strich allerdings kräftige Einbußen. Bedingt durch Sondereffekte und Erstkonsolidierungen schrumpfte der Konzerngewinn um zwei Drittel auf 1,3 Milliarden Euro.

Im operativen Geschäft nimmt die Telekom dagegen allmählich wieder Fahrt auf: In den ersten neun Monaten 2007 lag das bereinigte Ebitda mit 14,7 Milliarden Euro noch leicht im Minus, im dritten Quartal fiel sogar ein Plus an. Insgesamt erwirtschafteten die Bonner Umsatzerlöse von 46,7 Milliarden Euro. Dabei kam jeder zweite Euro aus dem Auslandsgeschäft.

Wachstumsmotor des Unternehmens bleibt das Auslandsgeschäft, vor allem der Mobilfunk. Dynamische Zuwächse verzeichnet besonders die Tochter T-Mobile USA, die bis Ende September ihre Kundenzahl auf 27,7 Millionen schraubte, fast 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter starkem Preisdruck steht weiterhin der Markt in Deutschland. So verringerten sich Umsätze und Gewinn zum Teil deutlich.

Mit dem Musikhandy iPhone, das an diesem Freitag in die T-Punkte kommt, will Obermann auf dem deutschen Markt punkten: "Wir erwarten, dass wir mit dem iPhone in Deutschland zusätzlich an Schlagkraft im Wettbewerb gewinnen", betonte er. Mögliche Verkaufszahlen wollte Obermann nicht nennen. Das Unternehmen sei angesichts "erheblicher" Voranmeldungen jedoch optimistisch.

Auf dem Heimatmarkt setzen die Wettbewerber die Telekom indes weiterhin unter Druck. Die Kundenverluste bei den klassischen Telefonanschlüssen seien im dritten Quartal zwar verringert worden, lagen aber immer noch bei knapp 500 000. In den ersten drei Quartalen kehrten somit 1,6 Millionen Kunden der Telekom den Rücken. Nach wie vor hält die Telekom bei Telefonanschlüssen einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.

Gut unterwegs sieht Obermann die Telekom im Breitband-Geschäft. Insgesamt registrierte das Unternehmen 1,4 Millionen neue DSL-Kunden bis Ende September. Im dritten Quartal unterzeichnete fast jeder zweite Kunde einen DSL-Vertrag bei der Telekom. Auch beim Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL komme die Telekom voran: Bisher seien 27 Städte angeschlossen, weitere 23 sollen 2008 folgen. Festnetz-Vorstand Timotheus Höttges kündigte an, dass die Zahl der umsatzstarken Entertainment-Kunden bis zum Jahresende auf 150.000 verdreifacht werden soll. (dpa/ajf)