Update: Semiramis-Pleite schockt die ERP-Branche

30.10.2006

"Die Zukunft von Semiramis hängt von zwei Dingen ab: Wie stark ist die KTW und lässt die rechtliche Situation überhaupt zu, dass ein Investor einsteigt", meint Helmuth Gümbel, Kenner der ERP-Szene und Managing Partner bei Strategy Partners. Dem ERP-Experten zufolge konnte das Produkt zwar so manchen Kunden überzeugen, doch der Hersteller brauche mindestens 250 gut gehende Installationen, um zu überleben. Gebremst wurden die Verkäufe in der Vergangenheit unter anderem wegen Mängeln in der Version 4.0. Sie kam Mitte 2004 auf den Markt und sollte gegenüber den Vorgänger-Releases besser für den Betrieb in Firmenverbünden geeignet sein.

Nach Ansicht Gümbels ist die Misere von Semiramis auf die schwierige Konstellation der zwei Gesellschafter zurückzuführen. Hier hätten viel früher mehr Investoren ins Boot geholt werden sollen. Ferner habe sich der Softwarehersteller zu spät dazu entschlossen, direkt zu vertreiben und damit auch größere Projekte an Land zu ziehen. Geldgeber Koch und Softwareunternehmer Karner hatten gemeinsam rund 50 Millionen Euro in die Entwicklung der Software gesteckt. Die KTW selbst investierte weitere 20 Millionen Euro. Unklar bleibt, warum genau Koch nicht mehr mitziehen wollte. Gegenüber der Tageszeitung "Tiroler Tageszeitung" sagte er: "Semiramis ist die einzige unserer Beteiligungen, die nicht erfolgreich läuft. Wir haben uns nie operativ eingemischt." Jeder Geldgeber habe das Recht, auszusteigen. Wie die Zeitung weiter schreibt, belaufen sich die Außenstände der Semiramis Software GmbH, bei der drei Personen angestellt sind, auf 8,5 Millionen Euro. Wie hoch die Verbindlichkeiten der deutschen Tochter sind, die 45 Mitarbeiter beschäftigt, ist nicht bekannt. Die erforderlichen finanziellen Mittel zur Expansion hätten sich "in einem einstelligen Millionenbereich" bewegt, sagte Karner.