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Update: Infineon-Manager soll 259.000 Euro Schmiergeld kassiert haben

19.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Schmiergeld-Skandal bei Infineon hat sich der Korruptionsverdacht gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz nach einer Durchsuchungsaktion erhärtet. "Nach vorsichtiger Bewertung der bisherigen Ermittlungsergebnisse hat sich der Verdacht der Zahlungen bestätigt", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld am Montag in München. Zitzewitz soll im Zusammenhang mit Motorsport-Sponsoring nach Angaben der Behörde Schmiergeldzahlungen von 259.000 Euro erhalten haben. Infineon prüft mögliche Schadenersatzansprüche gegen Zitzewitz.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zitzewitz und zwei weitere Verdächtigte wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Zitzewitz solle das Schmiergeld von der Schweizer Firma BF Consulting zwischen 2002 und 2004 für den Abschluss eines Agenturrahmenvertrags im Bereich des Motorsport-Sponsorings erhalten haben, erklärte Schmidt-Sommerfeld. Der frühere Chef der Infineon-Speichersparte, Harald Eggers, soll 50.000 Euro bekommen haben.

Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley wies den Vorwurf zurück, den Skandal unter den Teppich gekehrt zu haben. Schon im vergangenen Jahr habe der damalige Vorstandschef Ulrich Schumacher schwere Vorwürfe gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz erhoben, räumte Kley am Montagabend ein. Der Aufsichtsrat habe aber sofort sowohl intern als auch durch Externe Ermittlungen eingeleitet. "Unsere Untersuchungen haben keine Belege für die Richtigkeit der schweren Anschuldigungen ergeben."

Der Chef von BF Consulting, Udo Schneider, hat unterdessen bestritten, Schmiergelder an die früheren Infineon-Manager Andreas von Zitzewitz und Harald Eggers gezahlt zu haben. "Wir hatten mit Infineon einen Vertrag für Sportveranstaltungen weltweit", sagte Schneider am Montag der dpa in Genf. "Da sind weder Bestechungs- noch Schmiergelder geflossen, es handelte sich um Provisionszahlungen." Solche seien bei der Vermittlung derartiger Geschäfte "absolut üblich". Freilich könne er nicht einschätzen, ob der jeweilige Empfänger berechtigt gewesen war, derartige Zahlungen entgegenzunehmen. "Das muss die Staatsanwaltschaft selbst beurteilen."

Am Freitag hatten rund 100 Staatsanwälte, Polizeibeamte und Steuerfahnder die Infineon-Zentrale und 14 Büros und Privathäuser durchsucht. Kurz darauf trat Zitzewitz zurück. Infineon-Chef Wolfgang Ziebart begrüßte am Montag diesen Schritt: "Eine laufende Untersuchung mit diesen Vorwürfen ist eine große Belastung, ein Rücktritt insofern konsequent." Dies habe auch Signalwirkung nach innen.

Infineon klärt nun mögliche Schadenersatzansprüche. "Wir prüfen, ob Infineon geschädigt wurde und werden dann entsprechende Maßnahmen einleiten", sagte ein Unternehmenssprecher. Ein Nachfolger für Zitzewitz ist bisher nicht gefunden. Infineon-Chef Ziebart übernimmt die Verantwortung für den Speicherchip-Bereich, die bisher Zitzewitz hatte, vorerst kommissarisch.

Dem Unternehmen waren die Vorwürfe gegen Zitzewitz schon seit längerem bekannt. Es habe bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Abgang von Ex-Chef Ulrich Schumacher Hinweise gegeben, räumte der Infineon-Sprecher ein. Diese habe der Konzern umgehend geprüft, aber keine Belege für ein Fehlverhalten Zitzewitzs gefunden. Kley betonte, bei den Untersuchungen habe sich vielmehr gezeigt, dass durch BF Consulting systematisch Leistungen zu hoch abgerechnet worden seien. Hier gibt es bereits einen Rechtsstreit zwischen den beiden Unternehmen.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen im November vergangenen Jahres nach Presseveröffentlichungen aufgenommen. Neue Nahrung erhielten die Spekulationen Anfang des Jahres, als der Chef von BF Consulting, Udo Schneider, vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung des Rechtsstreits zwischen BF Consulting und Infineon die Zahlungen an Zitzewitz erwähnte. Auch gegen Schneider wird ermittelt. (dpa/tc)